Try To Remember
written by Rhiannon
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Zugehörigkeit: „Highlander - Die Serie“, irgendwann
nach der Episode "The Darkness"(„Duell im Dunkeln“)
Vorkommender Charakter: Duncan MacLeod
Disclaimer:
"Highlander" und alle damit in Verbindung stehenden Namen und
Charaktere sind das Eigentum von Rysher Entertainment und
Davis/PanzerProductions, Inc.
Manchmal im Leben sind die Wolken so dunkel, dass man meint, es würde nie wieder die Sonne scheinen. Die Trauer legt sich über alles, der Verlust erstickt jedes Lachen und jede Freude. Genauso ergeht es mir im Moment.
Ich stehe an deinem Grab und versuche das Beben meines Körpers zu verbergen. Meine Hände erzittern. Nur ganz leicht und für Außenstehende nicht erkennbar, aber dennoch ist es so.
In meiner einen Hand halte ich fest umschlossen eine rote Rose. Mit der anderen fahre ich sanft über den Grabstein, in dem in großen Buchstaben dein Name eingemeißelt steht. Irgendwie fühle ich mich dir dadurch näher.
Es ist kalt geworden. Als ich hierher kam, um dich ein allerletztes Mal zu besuchen, war die Sonne noch am Firmament zu sehen und verbreitete ein wenig Wärme. Nun senken sich langsam Dunkelheit und Nebel nieder. Der Wind hat aufgefrischt und weht mir einzelne Strähnen meines Haares in das Gesicht.
Noch immer fühle ich die gleiche verzweifelte Trauer wie an dem Tag, als du wegen ein paar lumpiger Dollar den Tod fandest.
Noch heute hasse ich mich dafür, dass ich nicht bei dir war, als du von diesem Junkie durch einen Schuss getötet wurdest.
Wärest du womöglich noch am Leben, wenn ich mir dir und Richie gemeinsam das Haus verlassen hätte, anstatt nach Hinweisen auf diesen durchgeknallten Irren zu suchen, der dich entführt hatte, um meiner habhaft zu werden?
Nun bin ich allein. Vor mir nur eine tiefe endlose Leere, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, aber kein Vergessen.
Warum empfinde ich nur so?
Es tut weh, zu wissen, dass ich nie wieder mit dir sprechen kann.
Nicht einmal unserer beider Seelen werden zueinander finden können , denn ich bin zu diesem ewigen Leben verflucht, gefangen in einem Körper der niemals altert.
Ihr Sterblichen würdet das wohl eher ein Segen nennen, aber für viele unserer Art ist es ein Fluch dem wir nicht einfach entfliehen können, so gern wir das auch wollten.
„Warum ich?“, frage ich mich immer wieder. Habe ich in meinem langen Leben nicht schon genug erlebt? Sind mir nicht schon in ausreichendem Maße geliebte Menschen genommen wurden?
Ich weiß, dass ich allmählich im Selbstmitleid versinke, aber es ist mir egal.
Du warst die einzige Frau, der ich oft mehr von mir preisgegeben habe, als ich eigentlich wollte. Zudem warst du die einzige Sterbliche die so vieles über mich wusste. 12 Jahre lassen sich nun mal nicht so einfach wegwischen. Ich habe nie länger mit einer Sterblichen verbracht, als mit dir, mein geliebte Tessa. Und das macht es mir nur noch schwerer Abschied zu nehmen.
Wie soll es nun weitergehen? Ich weiß es nicht.
Ich habe unzählige Tränen um dich geweint Und immer wieder frage ich mich, warum es ausgerechnet du sein musstest die den Tod fand. Warum nicht jemand anders?
Ich liebte dich, kompromisslos und ohne an das Morgen zu denken, und wünsche mir, dass all das nicht passiert wäre. Wir waren uns einfach zu sicher, dass niemand unserem Glück ein Ende setzen könnte. Wahrscheinlich ist das normal, wenn man einem anderen Menschen sein Liebe schenkt. Man handelt offener und somit leichtsinniger, und gefährdet dadurch das Leben des Menschen den man von ganzem Herzen liebt.
Im Leben gibt es keinen Garantien. Das hätte ich Laufe der vielen Jahrhunderte eigentlich begreifen müssen. Aber wem sage ich das? Nichts lässt sich ungeschehen machen. Dennoch hofft man immer wieder, dass es anders wäre.
Wie in einem Traum zieht noch einmal unsere gemeinsame Zeit an mir vorbei. Ich höre dein Lachen und sehe das Leuchten in dein Augen, in denen ich mich immer wieder aufs Neue hätte verlieren können. Sie sprechen zu mir und ich wünschte, dass ich noch einmal die Möglichkeit hätte mir dir zu reden. Aber da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken, denn ich bin allein und die Erinnerung an dich wird irgendwann nur noch ein Schatten sein.
Ich weiß, was du in diesem Moment gesagt hättest: „Duncan, mach dir keine Vorwürfe. Es war nicht deine Schuld. Wende dich lieber ab und geh nach Hause ehe du hier anfrierst.“
Doch noch immer kann ich mich nicht von der Stelle rühren und verharre ganz einfach auf der Stelle.
Es heißt immer, dass Liebe alles kann. Aber das stimmt nicht. Denn wenn es so wäre, dann hätte es mir möglich sein müssen, den Menschen zu beschützen, der meinem Herzen am nächsten stand.
Wir Unsterblichen wurden niemals nach dem gefragt, was wir wollten. und haben auch nie die Chance bekommen, uns anders zu entscheiden. Unsterblich zu sein, war uns durch das Schicksal vorherbestimmt. Und nichts und niemand kann daran etwas ändern.
Nun wird es endgültig Zeit zu gehen. Auf Wiedersehen, Tessa. Ich werde die Stadt verlassen, um irgendwo anders neu zu beginnen. Hier finde ich keine Ruhe, denn alles erinnert mich an dich, und das tut so weh, dass es sich mit Worten kaum beschreiben lässt.
Ich setze mich langsam in Bewegung um zu gehen. Dabei öffne ich die Hand in der ich noch immer die Rose halte und lasse diese auf den kalten Marmor fallen der dein Grab bedeckt. Dann gehe ich, ohne mich noch einmal umzusehen.
© Norina Becker (November 2010)