Erinnerungen
written by Rhiannon
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Zugehörigkeit: „Highlander - Die Serie“, irgendwann
während der Episode "Homeland"(„Zurück zu den Wurzeln“)
Vorkommender Charakter: Duncan MacLeod
Disclaimer:
"Highlander" und alle damit in Verbindung stehenden Namen und
Charaktere sind das Eigentum von Rysher Entertainment und
Davis/PanzerProductions, Inc.

Bereits bei unserem ersten Besuch in Glenfinnan im Jahr 2001 hatte ich die Idee zu einer Story, die während des Teiles 'Homeland' (Zurück zu den Wurzeln) spielen könnte. Da diese Epsiode zu einem meiner Lieblingsteile gehört, dachte ich mir, ich könnte Duncan einfach mal an das Loch Shiel verfrachten und ihn dort über seine Vergangenheit philosophieren lassen. Das Ergebnis meiner Überlegungen ist die folgende Story.
Diese Story war übrigens meine erster Versuch in Sachen Fanfiction.
Es ist ein kühler Tag und leicht dunstiger Tag. Der Himmel ist wolkenverhangen. Ich wandle auf Pfaden, die mir bekannt sein sollten. Aber es nicht so… Kaum etwas ist noch so, wie ich es in meiner Erinnerung habe. Selbst die Landschaft hat sich im Laufe der Zeit verändert. Alles ist anders. Zu lange bin ich nicht mehr hier gewesen. Viel zu lange…
Das letzte Mal habe ich Schottland vor 250 Jahren betreten. Es war zur Zeit des Jakobitenaufstandes 1745/1746, der mit der Schlacht von Culloden Muir am 17. April 1746 seinen traurigen Höhepunkte erreichen sollte. Mit dieser Schlacht endete damals auch die Geschichte Schottlands und unseres Volkes, da einige Clans fast nahezu ausgerottet wurden. Es war das Ende unserer schottischen Kultur. Die gälische Sprache, der Kilt und sogar der Dudelsack wurden durch die Engländer verboten. Zu diesem Zeitpunkt entschloss ich mich, meinem Geburtsland den Rücken zu kehren. Das daraus ein Abschied von mehreren Jahrhunderten werden würde, hätte ich zum damaligen Zeitpunkt allerdings nie in Betracht gezogen.
Nun stehe ich hier - an den Ufern des Loch Shiel - und blicke auf den See hinaus. Ich versuche mit meinen Erinnerungen fertig zu werden. Doch so einfach ist das nicht. Denn wie ich schon zu Joe sagte, sind Erinnerungen etwas Eigenartiges und Seltsames. So sehr man es auch versucht, man kann sich weder vor ihnen schützen noch kann man sie auf Dauer verdrängen.
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Auch ich dachte, dass ich im Laufe der vielen Jahrhunderte gelernt hätte, mit der Kenntnis um die vielen verpassten Gelegenheiten, die ungenutzten Chancen und dem Schmerz umzugehen. Doch es ist nicht an dem.
Die Gefühle, die mich mit diesem Land und insbesondere diesem Ort hier verbinden, sind noch genauso stark wie vor knapp 370 Jahren, als ich gezwungen war, Glenfinnan – das kleine Dorf an den Ufern des Loch Shiel - zu verlassen.
Der Schmerz über die Verbannung durch meinen Vater und die Ächtung durch meinen Clan, längst glaubte ich ihn in den Tiefen meiner Seele begraben zu haben. Doch nun, in der Nähe meines Heimatortes, verspüre ich das Bedürfnis meinem inneren Drängen nachzugeben und mich auch diesen, für mich so schmerzvollen Erinnerungen zu stellen. Denn auch sie haben mich geprägt und dazu beigetragen, mich zum dem Mann zu machen, der ich heute bin.
Und dann sind dann auch noch die Erinnerungen an Robert und Debra…
Robert, den ich geliebt habe wie einen Bruder, und der durch meine Hand sterben musste. Ungewollt und unbeabsichtigt. Aber doch war es meine Hand, die das Schwert führte, welches ihn tötete… Hätte es vielleicht eine andere Möglichkeit gegeben? Einen anderen Weg, um die Angelegenheit um Debra zu bereinigen? Ich weiß es nicht. Unzählige Male habe ich mir diese Frage in der Vergangenheit schon gestellt. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht gefunden.
Ja und Debra. Meine erste Liebe. Wie oft habe ich mir gewünscht, das die Dinge damals anders verlaufen wären. Für keinen von uns beiden war es leicht, mit dem Wissen um die Liebe in unseren Herzen zu leben. Hatten wir beide doch das Gefühl Verrat an Robert zu begehen, dem Freund und Vertrauten, dem Mann dem Debra versprochen war.
Es gibt auch noch andere Gefühle und Erinnerungen, die ich mit Glenfinnan verbinde – angenehm und nicht weniger stark.
An Feste bei denen der gesamte Clan vor den flackernden Torffeuern zusammen saß, Geschichten erzählt wurden und wir den wunderschön-traurigen Klängen der Dudelsäcke lauschten. An unbeschwerte Kindheits- und Jugendtage, an denen ich zusammen mit Debra und Robert die Wälder und Wiesen durchstreifte und meinen Träumen und Hoffnungen nach hing. Nicht wissend, dass diese eines Tages wie eine Seifenblase zerplatzen würden.
Wir lebten damals in unserer eigenen kleinen und überschaubaren Welt. Nach heutigen Maßstäben eigentlich abgeschnitten von jeglicher Zivilisation, aber ruhig und von der Hektik der heutigen Zeit verschont. Manchmal, aber nur manchmal, und zwar in den von Einsamkeit geprägten Momenten, wünsche ich mich zurück an diesen Ort und in diese Zeit. Wünsche ich mir, wieder die Unbeschwertheit und Naivität meiner Kindheit und Jugend aufleben lassen zu können, als ich nichts anderes war, als der Sohn des Clan-Chiefs, dazu erzogen nach dem Tod meines Vaters in dessen Fußstapfen zu treten und – so bildete ich es mir zumindest ein - unseren Clan zu führen und zu schützen. Wie sehr habe ich mich in Unkenntnis dessen was mich erwarten sollte doch geirrt. Und ich weiß heute, dass Nichts, aber auch gar nichts, mir die Erlebnisse und Erinnerungen an diese unbeschwerte und glückliche Zeit zurück geben kann. Dafür habe ich in den vielen Jahrhunderten, die ich nun schon über die Erde wandele, einfach zu viel gesehen und erlebt.
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Es ist ein Segen der Unsterblichkeit, dass die äußeren Verletzungen so schnell verheilen. Die inneren Wunden jedoch, die ich mir im Laufe meines langen Lebens zugezogen haben, bleiben für Außenstehende unsichtbar, sind aber dennoch vorhanden. Vor allem der Schmerz über den Verlust so vieler geliebter Menschen bleibt, und wartet nur darauf zu gegebener Zeit wieder an die Oberfläche zu dringen.
Es gibt unzählige Dinge, die mich mit diesem Fleck Erde und diesem Land verbinden, und die mir so unendlich viel bedeuten. Hier geboren und aufgewachsen, bin ich ein Teil dieses Landes und werde es immer sein. Egal wohin mich die verschlungenen Wege des Schicksals auch führen und was diese für mich auch bereithalten mögen, ich weiß, dass es diesen Ort hier gibt. Dieses Wissen wird es mir ungemein erleichtern, mich den vor mir liegenden Herausforderungen zu stellen. Und vielleicht werde ich eines Tages zurückkehren. Zurück nach Schottland und Glenfinnan – dem kleinen Ort an den Ufern des Loch Shiel.
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Nun wieder verlassen, liegt der See scheinbar unberührt inmitten steiler und teilweise von Bäumen bewachsener Berghänge, welche einem unbeteiligten Beobachter das Gefühl vermitteln könnte, selbst ein Teil dieser Landschaft zu sein. Eine leichte Brise, die in sanften und kaum wahrnehmbaren Böen über die Oberfläche des Wassers zieht, vermag kaum mehr als eine zarte Kräuselung des Wassers zu verursachen. Und weit in der Ferne – für Augen und Ohren kaum wahrnehmbar- sind die Klänge eines Dudelsacks und mit ihm die sanfte Weise von ‚Amazing Grace’ zu hören…
Ende
© Norina Becker (Juni 2007)
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