Kapitel 6: Ein gegebenes Versprechen wird eingelöst
15. Juli 1745 – London
Durch die Hilfe seines Freundes Ashley Holocomb, dem Duke of Blackfield, war es Duncan gelungen, Captain John Smith ausfindig zu machn. Duncan hatte des weiteren in Erfahrung bringen können, dass es sich bei dem Mann um einen notorischen Spieler handelte, der immer in irgendwelchen Geldnöten war.
Eine günstige Fügung des Schicksals hatte dazu geführt, dass sich sein Freund Ash am gleichen Abend wie Smith im „Black Velvet“ aufgehalten hatte. Er hatte Duncan durch einen Boten über Smith Anwesenheit in diesem Etablissement in Kenntnis setzen lassen. Duncan war daraufhin in den Club gefahren. Er hatte zunächst Karten gespielt und dabei immer ein Auge auf den Engländer gehabt, der an einem der anderen Spieltische würfelte. Zu später Stunde war er dann zu den Würfelspielenden gewechselt und hatte dabei ganz augenscheinlich eine Glückssträhne erwischt. Smith schien jedoch anderer Meinung zu sein und bezichtigte Duncan des Falschspiels mit preparierten Würfeln. Er bestand darauf, dass die Würfel zerschlagen wurden. Wie nicht anders zu erwarten, waren diese vollkommen in Ordnung.
Durch diese infame Anschuldigung lieferte Smith selbst den Anlass für ein Duell. Besser hätte es Macs Meinung nach gar nicht laufen können. Er war vor aller Augen als Betrüger bezichtigt wurden, und hatte damit berechtigten Grund, seinen Gegenspieler zu einem Duell zu fordern. Bereits im Club hatte Duncan Smith nach der Art der Waffen gefragt, die bei dem Kampf verwendet werden sollten. Die beiden Parteien hatte sich für ein Duell entschieden, welches mit Degen ausgetragen werden sollte. Es sollte am Morgen ganz in der Frühe stattfinden.
******
Kurz vor Tagesanbruch standen Duncan und Ash auf einem kleinen Feld außerhalb der Stadt. Ash musterte Duncan und sagte: „Ich nehme an, dass du deine Gründe für dieses Duell hast.“
„Ja, die habe ich.“
Beide blickten zum Himmel hinauf, der sich langsam klärte und heller wurde.
„Vermutlich sind diese Gründe wichtig genug, um deine bevorstehende Reise aufzuschieben.“
Duncan dachte an Fiona und den Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie ihm von der Vergewaltigung ihrer Mutter erzählt hatte. Und er dachte an Catherine, an deren zerschundenen Köper für den sich dieser englische Dragoner verantwortlich gezeigt hatte.
„Allerdings.“ meinte er nur.
„Der Mann ist ein Schwein, Mac. Dennoch scheint es mir doch etwas weit hergeholt, zu dieser frühen Tagesstunde im nassen Gras zu stehen. Aber wenn du sagst, dass es sein muss, dann wird es wohl so sein. Hast du die Absicht ihn zu töten?“
„Ja.“ Duncan zog seine lederne Handschuhe aus und streckte seine Finger.
„Dann beeile dich gefälligst, MacLeod, damit ich mein Frühstück nicht verpasse.“ sagte Ash und konnte dabei ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken.
Ash ging zu Smith’ Sekundanten, um mit diesem die Einzelheiten des Duells abzuklären. Bei diesem handelte es sich um einen sehr jungen Offizier, der vor laut Angst und Aufregung ganz blass geworden war und sich allem Anschein nach fast in die Hose machte.
Nachdem die Degen von den Parteien als annehmbar befunden worden waren, machten sich die beiden Duellanten startklar und begaben sich zum Austragungsort.
Smith war bereit und wartete schon darauf gegen Duncan zu kämpfen. Seiner Meinung nach war der Degen die Waffe, die er am besten beherrschte. Er zweifelte keine Minute daran, dass er das Duell rasend schnell zu seinen Gunsten entscheiden würde können. Natürlich konnte er nicht wissen, dass Duncan viel mehr Geschick im Umgang mit dieser Waffe hat, als er. Woher auch.
Die Kontrahenten machten ihre Verbeugungen. Dann kreuzten sich ihre Blicke. Der Kampf begann. Wenige Sekunden später berührte bereits ein Degen den anderen.
Duncan unterschätzte seinen Gegner in keiner Weise. Vom ersten Hieb an, war ihm bewusst, dass der Engländer ausgezeichnet mit dieser Waffe umgehen konnte, allerdings war der Kampfstil seines Gegners von Aggressivität geprägt. Mac parierte die Angriffe geschickt und behielt in jeder Lage einen kühlen Kopf. Er hatte es schon immer vorgezogen, ohne jegliche Emotionen zu kämpfen. Dieses Geschick hatte ihm in der Vergangenheit immer gute Dienste geleistet und diente ihm ebenso als Waffe wie Schwert, Degen oder Pistole.
Der Nebel, welcher aus dem Erdboden aufstieg, dämpfte sämtliche Geräusche. Lediglich der metallene Klang, als Degen gegen Degen schlug, war zu hören.
„Ihr wisst ganz augenscheinlich, wie man eine derartige Waffe richtig führt.“ sagte Duncan. „Mein Kompliment und meine Hochachtung.“
„Gut genug, um damit Euer Herz zu durchbohren, MacLeod.“
„Wir werden sehen.“ sagte Mac ruhig ruhig und völlig unberührt.
Die Klingen trafen erneut aufeinander.
„Ich glaube kaum, dass Euer Degen erforderlich gewesen war, als Ihr Lady Maclean vergewaltigt habt.“
Der Leutnant war für einen kurzen Moment verwirrt. Dadurch wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt. Im allerletzten Augenblick gelang es ihm gerade noch Duncans Stoss abzuwehren. Seine Gesichtsausdruck verfinsterte sich zusehends, als ihm bewusst wurde, dass er mit voller Absicht in dieses Duell geführt worden war.
Herausfordernd und völlig seiner Raserei ergeben, sagte er: „Eine Hure vergewaltigt man nicht, mann nimmt sie einfach. Was bedeutet Euch dieses Weib?“
„Ihr werdet sterben; ohne es jemals zu erfahren.“
Der Kampf nahm schweigend seinen weiteren Verlauf. Es waren zwei Kampfstile die hier aufeinander trafen. Duncan völlig emotionslos kämpfend, und Smith der vor Wut fast überkochte.
Der Engländer führte eine Finte aus und berührte für einen kurzen Moment Macs Degen, dann ging er zum Gegenangriff über und traf Macs linke Schulter. Ein Blutfleck erschien auf dessen Jacke.
Jemand mit kühlerem Kopf hätte die Schulterwunde zu seinem Vorteil genutzt. Doch Smith sah nur das Blut, dass für wenige Augenblicke aus der Wunde tropfte und wähnte sich daher bereits als Sieger des Duells.
Duncan, der durch geschicktes Taktieren genau erkannte hatte. wo die Schwachstelle seines Gegners zu finden war, wartete zunächst einmal ab. Er parierte Hieb für Hieb. Urplötzlich wich er ein klein wenig zurück und öffnete für einen Moment seine Deckung, so dass der Bereich seines Oberkörpers völlig frei lag.
Smith’ Augen leuchteten in Vorfreude des scheinbar anstehenden Triumphes auf, als er vorwärts sprang, um Duncans Herz zu durchbohren.
Doch er hatte sich geirrt. Fast in allerletzter Sekunde schlug Mac die Waffe seines Gegners zur Seite, drehte ihm das Handgelenk um und stieß dem Dragoner, bevor dieser mitbekommen hatte, was geschehen war, die Degenspitze in die Brust. Smith war bereits tot, als Duncan seinen Degen aus dessen Körper zog. Ash kam mit dem todesbleichen Offizier, der als Sekundant fungiert hatte hinzu und untersuchte den leblosen Körper.
„Du hast ihn getötet, Mac. Der Gerechtigkeit ist damit genüge getan. Du machst dich jetzt am besten schnellstmöglich auf den Weg. Währenddessen kümmere ich mich um die Beseitigung dieses Schlamassels. Wir sehen uns dann irgendwann später.“
© Norina Becker (Januar 2009)
 
|