Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  6. Der richtige Zeitpunkt
 

Kapitel 6: Der richtige Zeitpunkt


16 Monate später

 

Zeit hatte keine Bedeutung mehr für ihn. Was war Zeit? Was war Zeit für ihn? Wann konnte er das letzte mal Zeit bewusst erfassen? Er erinnerte sich nicht. Seine Haare waren schulterlang und fettig und er war müde, so müde. Er lag zusammengekauert in einer Ecke seiner Zelle und wartete darauf, dass sie ihn holen würden, so wie sie es die ganze Zeit über gemacht haben. Tag für Tag. Aber David wusste nicht wie viele Tage es waren. Das Wort „unzählige“ beschrieb es wohl am besten. David kam es vor wie ein ganzes Leben.

Von dem Licht, welches durch das Oberlicht einfiel bekam er nur selten etwas mit, da er tagsüber meist verhört wurde und nur abends und nachts in seiner Zelle weggesperrt wurde.

 

David verlies zunehmend die Hoffnung, jemals wieder frei zu kommen. Dabei wusste er nicht, ob es daran lag, dass sie ihn wahrscheinlich irgendwann töten würden, oder falls nicht, ob sie ihn einfach hier zurücklassen würden, eingesperrt, allein.

Er hatte in den Stunden, in denen er weggesperrt war und nicht schlief viel über sein altes Leben nachgedacht, über seien Freunde. Matt Bernard, der ihm damals geholfen hatte, als er zu einem Unsterblichen wurde und Susan, die ihn ebenfalls gedeckt hatte und den einen oder anderen Bericht korrigiert hatte, um David zu schützen. Er hatte beiden nie verraten was wirklich mit ihm geschehen war. Nicht weil er ihnen nicht vertraute, sie hatten schon zu oft das Gegenteil bewiesen, sondern weil er nicht anders behandelt werden wollte, als die anderen Menschen, auch wenn er anders war.

Er dacht auch viel über Ginny nach und die Ereignisse damals im Restaurant. Es waren peinliche, aber schöne Erinnerung, da sie doch die Freundschaft untereinander symbolisierte. Sie hatten immer Spaß und Spaß ist ein wichtiger Teil des Lebens, ein wichtiger Gegenpol zu dieser ernsten Welt.

Seine Gedanken hatten auch mehrfach Sarah Gent gestreift, das kleine Mädchen, die jüngste Tochter des Kongressabgeordneten Gent, die er vor so vielen Jahren gerettet hatte. Sie zog zu ihren Großeltern nach Seattle und hatte ihm zum nächsten Weihnachtsfest ein liebevolle Karte geschrieben, so gut sie damals konnte. David hatte sich nach der Jahrtausendwende vorgenommen Sarah mal zu besuchen, aber ihre Großeltern waren von der Idee nicht begeistert. Sie wollten Sarah nicht mit dem Geschehenen von 1998 konfrontieren. David respektierte dies.

Es blieb allerdings nicht bei dieser einen Weihnachtskarte. Das Mädchen schrieb zum nächsten Weihnachtsfest erneut eine Karte und mit der Zeit wurden aus den Weihnachtskarten, Briefe, lange Briefe, über die David sich sehr freute und die er gewissenhaft beantwortete. Anscheinend hatten Mr und Mrs Lupo, Sarahs Großeltern damit keine Probleme, oder sie hatte sie geschickt abgefangen. Somit behielten er und Sarah Kontakt.

Nach einer Weile richtete er seine Erinnerungen auf Benjamin Benett, der in den vergangen acht, nein mittlerweile neun Jahren von einem Mentor zu einem guten Freund geworden war. Er hatte ihn damals in die Welt der Unsterblichen eingeführt, die Regeln beigebracht und die Möglichkeiten aufgezeigt, ihn aber auch auf die Verantwortung und die Gefahren seines neuen Lebens hingewiesen. Er war es auch, der ihm den Tipp gegeben hatte, wo sich David ein eigenes Schwert anfertigen lassen sollte. Sein Schwert. Das hatte er nun ebenfalls verloren. Die Behörden hatten das Schwert garantiert beschlagnahmt, untersucht und weggeschlossen.

Sein Schwert. Dieser Gedankengang brachte ihn zwangsläufig auf Alexa. Er hatte es aufgegeben sich den Kopf über das Geschehene zu zerbrechen. Denn das hätte ihn fast zerbrochen. Alexa hatte ihm eine schöne Zeit und einen Anker in dieser Zeit geschenkt. Was danach kommen würde, musste er abwarten. Und seine unbeantworteten Fragen konnte er auch zu gegebener Zeit wieder ausgraben, denn vergessen würde er sie nicht.

 

David hörte ein wiederkehrendes Geräusch und öffnete die Augen. Dann erkannte er das vertraute Klacken in der Stille, die Schritte die sich seiner Zelle näherten. Er stand schon lange nicht mehr auf und wartete auf die Personen die ihn holen würden. Stattdessen blieb er auf dem Boden liegen. Er hörte wie der Schlüssel ins Schloss geschoben wurde und die Tür aufgeschlossen wurde. Sie öffnete sich und Licht fiel in den dunklen Raum. David war einen Moment lang geblendet, dann gewöhnten sich seine Augen an das Licht. Nelson und ein weiterer Mann, dessen Namen David bis heute noch nicht gehört hatte, kamen auf ihn zu und hoben ihn auf die Beine. Quint trat auf ihn zu. Hinter ihm waren nur zwei weitere Männer, die Gewehre, wie immer, im Anschlag.

„David“ begann Quint „du tust uns und dir mit deinem Schweigen keinen Gefallen.“

David sah ihn nicht an. Der Blick von ihm war nach unten gerichtet, als ließe er sich hängen.

„Sieh mich an!“ befahl Quint und zog den Kopf an seinen Haaren nach hinten, so dass sich ihre Blicke trafen.

„Sieh mal, wir haben in der letzten Zeit einiges rausfinden können und kämen auch mit Sicherheit ohne dich zurecht. Mit dir ging es aber schneller und du hättest dein Leben schneller zurück.“

David sah ihn angewidert an.

In weiter Ferne vernahm David einen gedämpften Knall. Quint wirkte etwas irritiert und drehte sich um, genau wie seine Begleiter. Dann klingelte ein Handy und Quint nahm das Gespräch entgegen. David versuchte dem Gespräch zu folgen, aber Quint wandte sich ab und entfernte sich einen Meter von ihm.

Die Sinne von David schärften sich. Er spürte noch intensiver, wie ihn Nelson und der zweite Mann an den Armen festhielten. Er erfasste die beiden Männer im Türrahmen mit den Gewehren im Anschlag und ihre irritierten, verunsicherten Blicke und er verstand jedes Wort, das Quint in sein Handy sprach.

„Wir müssen die Daten sichern! Das hat höchste Priorität!“

„:...“

„Nein das mache ich selbst!“

„....“

„Haltet sie auf! So lange ihr könnt.“

Was hatte das zu bedeuten? David dachte nach. Wer griff hier an? Und welche Daten genau waren so wichtig? David hielt inne. Möglicherweise war jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo er eine Entscheidung treffen musste. Leben oder Sterben.

Quint beendete das Gespräch und drehte sich ihm wieder zu. Die Stimmung die sich nun verbreitete, schon bevor er ein Wort sagte, war durch merkliche Nervosität bestimmt.

„Stellt sicher, dass er“ Quint wies auf David „hier nicht mehr rauskommt!“ sagte er zu Nelson, der bestätigend nickte.

„Und dann beeilt euch. Wir müssen hier weg.“ Quint suchte Davids Blick.

„Das war es für dich; deine Entscheidung, es hätte nicht so kommen müssen!“ dann drehte er sich um und verließ schnellen Schrittes den Raum. Nelson schubste David einen Schritt zurück, zog seine Waffe und richtete sie auf ihn.

David wusste, dass sich jetzt alles entscheiden würde. Es lag jetzt an ihm schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Leben oder Sterben? Leid oder Erlösung?

„Auf die Knie!“ Befahl ihm Nelson. David schloss seine Augen. Der Moment der Wahrheit war da. Nelson spannte der Hahn an seiner auf David gerichteten Pistole, als plötzlich eine Explosion den Boden erzittern lies, gefolgt von einem lauten Schrei. Nelson und der andere Mann drehten sich reflexartig zum Gang um. Teile der dortigen Decke bröckelten und fielen hinunter. Die beiden Männer mit den Gewehren wichen dem herab fallenden Schutt aus.

Jetzt oder nie, sagte sich David. Er aktivierte alle seine Kraftreserven, Adrenalin schoss durch seinen Körper und er öffnete seine Augen. Gewehrfeuer war draußen zu hören.

Dann machte er einen schnellen Schritt auf Nelson zu. Er merkte deutlich, dass er so rasche Bewegungen nicht mehr gewöhnt war. Seine Gelenke schmerzten.

Die eine Sekunde Unaufmerksamkeit seitens Nelson reichte ihm dennoch. Gleichzeitig mit dem Schritt vorwärts holte David mit seiner rechten Hand aus.

Nelson spürte die Bewegung hinter ihm offensichtlich, denn er drehte sich blitzschnell um. Aber es war zu spät. Davids Hand fuhr zu Nelsons Hals, als wolle er ihn würgen, aber er packte den Hals nicht, sondern schlug mit seiner, zu einem Würgegriff geformten, Hand an Nelson Kehlkopf zu. Dieser fing kurz an zu Husten, aber verstummte dann augenblicklich, denn er bekam keine Luft mehr. Mit eingedrücktem Kehlkopf ließ Nelson seine Pistole fallen und während er sich an den Hals fassend auf den Boden sank, wirbelte der zweite Mann, der David zuvor festhielt herum, ebenfalls seine Waffe gezückt. David wandte sich ihm zu und zog seinen Arm, in der er die Pistole hielt, zur Seite und drehte ihn um, so dass er brach. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte sich David dabei unter den Arm seines Gegners hindurch, so dass er nun hinter ihm Stand und schubste ihn auf die beiden, mit Gewehren bewaffneten Männern an der Tür zu. Während der Linke mit zu Boden ging, machte David einen Satz auf die andere Person zu und verpasste ihm mit seinem Ellebogen ein Schlag ins Gesicht, bevor dieser reagieren konnte. Der Mann krachte mit einer gebrochen Nase gegen in Gangwand und sank zu Boden. Links neben David rappelten sich nun die beiden Gestürzten wieder auf. Demjenigen, mit dem gebrochen Arm, rammte David das Knie ins Gesicht und der Verletzte ging erneut zu Boden. In diesem Moment hatte sich der zweite gestürzte Mann aufgerappelt und schlug zu. David blockte den Schlag mit seinem linken Unterarm und schlug seinerseits mit der rechten, zur Faust geballten Hand zu. Er traf mit voller Wucht die Brust und sein Gegenüber ging keuchend in die Knie und fiel schließlich nach hinten als David zutrat. Der Mann blieb bewusstlos liegen. Als David sich umdrehte, merkte er, dass auch der Gewehrschütze mit der gebrochenen Nase wieder auf die Beine kam. Er taumelte vorwärts und holte zum Schlag aus. David wich aus, stand nun hinter ihm und schlug ihm in den Rücken. Der Mann ging in die Knie und David legte ihm seinen Arm um den Hals, würgte ihn und mit einem Ruck brach er ihm das Genick. Während er ihn nach vorne fallen lies, holte David Luft. Um ihn herum lagen vier tote Männer.

David beugte sich über einen und nahm seine Pistole aus dem Halfter. Er kontrollierte das Magazin, und lud die Waffe durch. Dann drehte er sich zur anderen Seite des Ganges, dort, wo er immer her geführt wurde, als er zum Verhörraum musste. Er hob die Waffe vor sich und hielt sie im beidhändigen Anschlag, die Hände untereinander. In einer leicht gebeugten Haltung bewegte er sich vorsichtig den Korridor entlang.

Nach 10 Metern erreichte er das Ende des Korridors. Er senkte die Waffe und spähte nach links und rechts in die abgehenden Korridore. Den linken Weg kannte er zu gut. Dort entlang ging es zum Verhörraum. Da er dort nie einen möglichen Ausgang entdeckt hatte, nahm er an, dass wohl der rechte Korridor über kurz oder lang aus dem Gebäude herausführte. Die Freiheit, dachte David. Er hielt kurz inne. Dann hörte er Hubschrauber über sich. Seine Entscheidung war gefallen.

Er musste Quint finden. Das war sein primäres Ziel. Zum einen konnten die Daten, von denen Quint gesprochen hatte durchaus sehr interessant sein, zum anderen wollte er Rache, Rache

für die Zeit, die er hier verbracht hatte, Rache für Alexas Familie und vor allem Rache für Alexa.

Er bog in den linken Korridor ein, seine Waffe wieder im Anschlag.

Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Es war ein unwirkliches Bild. Ein schwach beleuchteter Korridor und ein Mann, dessen Bewegungen ihn als Agenten entlarvten. Sicher, präzise, immer bereit, aber mit langen fettigen Haaren und einem Vollbart, gekleidet in beinahe lumpenähnlicher Kleidung.

Davids Waffe und sein Blick verschmolzen. Überall wohin sein Blick fiel, zeigte auch die Waffe. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Er erreichte die ersten Türen zu seiner rechten Seite. Vorsichtig versuchte er sie zu öffnen, aber sie waren verschlossen. David ging weiter, versuchte die Türen auf der linken Seite ebenfalls zu öffnen. Aber auch dort hatte er keinen Erfolg.

Plötzlich hörte er ein Klacken. Eine Tür hinter ihm quietschte leise. David schnellte herum, sah die Mündung eines Gewehres hinter der offenen Tür hervorgucken. Er zögerte einen Moment, dann erkannte er einen von Quints Männern. Wenn er schießen würde, war sein Anschleichen beendet, aber andererseits würde er den Mann nicht mehr rechtzeitig erreichen. Es war keine Zeit mehr. David blieb keine Wahl und schoss. Die Kugel traf den Mann genau in die Brust. Er ging zu Boden.

David drehte sich nun wieder nach vorne, als sich rechts am Ende des Korridors eine weitere Tür öffnete. Erneut sah er einen Gewehrlauf hervorgucken. David schoss durch die Tür und der Mann hinter der Tür fiel um. David bewegte sich auf den Mann und das Ende des Ganges zu. Der Korridor endete und David gelangte zur der Halle, durch die er immer geführt worden war. Er ging hinter mehreren Kisten in Deckung, als auch schon das Feuer auf ihn eröffnet wurde. Er war entdeckt worden.

Durch ein kleinen Spalt zwischen zwei Kisten konnte David die Schützen erkennen. Er schnellte hinter den Kisten hervor und feuerte seine Waffe ab. Der Schütze wurde umgerissen, als die Kugel in traf. Gleichzeitig setzte sich David in Bewegung und lief zu einem weiteren Kistenstapel. Erneut hörte er Schüsse, die an ihm vorbei flogen. Er erwiderte das Feuer und ein weiterer Mann wurde tödlich getroffen. Nun konnte er Quint erspähen. Dieser stand in einem Raum, der an diesen Hallenabschnitt angrenzte und machte sich an einem Computer zu schaffen. David war klar, dass er schnellstmöglich Quint erreichen musste. Dann flog eine Handgrante zu ihm herüber und blieb vor ihm liegen. David rannte erneut los. Die Explosion riss David von den Füßen, verletzte ihn aber nicht, da er genug Abstand aufgebaut hatte. Sofort sausten Kugeln an ihm vorbei. Er fixierte ein Ziel und schoss mit umwerfender Präzision zurück. Er war nun unaufhaltbar, jeder Schuss war ein Treffer. Zwei weitere Männer von Quint gingen zu Boden. Aber Quint spürte offensichtlich dass es langsam eng wurde. Er sah sich um und er erkannte David. Dieser lief auf ihn zu. Sie trennten noch 20 Meter, zwei Kistenstapel und zwei Zäune, die Lagerbereiche markierten, voneinander. David feuerte, hatte aber kein freies Schussfeld. Die Kugeln verfehlten Quint und dann war sein Magazin leer. David rannte noch immer auf Quint zu, der seinerseits noch immer feuerte, aber David ebenfalls nicht traf. David lies die Pistole fallen und er beschleunigte so gut er konnte und mobilisierte alle seine Kraftreserven. Dann hörten die Schüsse auf. Quints Pistole war ebenfalls leer geschossen. Auch er lies seine Waffe fallen und stürmte nun wütend auf David zu.

Die beiden Männer prallten aufeinander und David kam es so vor, als hätte der Aufprall eine Druckwelle ausgelöst. Alle anderen Geräusche wurden ausgeblendet. Der Schusswechsel draußen verblasste für David. Es gab nur noch Quint und ihn. David, der wesentlich mehr Schwung in den Aufprall gelegt hatte, gewann die Überhand. Quint knallte rückwärts gegen ein Regal an der Wand. Einige Regalböden lösten sich und stürzten samt abgestellter

Gegenstände zu Boden. Doch Quint konnte sich vom Boden und der Wand abdrücken und David etwas zurückdrängen. Sie rangen unermüdlich miteinander stürzten schließlich gemeinsam zu Boden. David gewann erneut die Oberhand und war nun über Quint gebeugt. Seine Würgeversuche hielten nicht lange, da Quint eine gezielten Schlag an Davids Kopf ausführen konnte. Dieser fiel zurück, war leicht benommen und rappelte sich auf. David taumelte rückwärts. Sein Blick schweifte umher, sucht irgendetwas, was man als Waffe benutzen könnte. Aber er fand nichts. Dann donnerte ein Schlag auf ihn nieder und David ging stöhnend und blutend zu Boden. Ein Messer blitzte auf. David sah die Klinge auf sich herab fahren, rollte sich zur Seite und wich der Klinge aus, aber er kam nicht dazu aufzustehen. Quint war schneller und leitete einen neunen Angriff ein. David blockte seinen Arm und das Messer erreichte ihn nicht. Quint setzte sein ganzes Gewicht ein und David der unter ihm lag, musste langsam nachgeben. Er begann zu schwächeln. Quint holte noch einmal aus und diesmal konnte David den Stoß nicht abfangen. Die Klinge drang in seine Schulter ein und David verzog das Gesicht vor Schmerzen.

Übersäht mit Schmerzen sammelte er seine Kraft, konzentrierte sich und schlug zu. Der Schlag war so heftig, dass Quint zurückgeworfen wurde. David zog das Messer aus seine Schulter. Aber in dem Moment als er es hob, traf Quints Fuß Davids Hand und das Messer flog unerreichbar weit weg. Quint stürze sich erneut auf David, doch dieser reagierte sofort und trat in mit seinen Beinen zurück. David drehte sich auf den Bauch und zog sich vorwärts, weg von Quint, der sich im Hintergrund bereits wieder aufrichtete. David kam es so vor, als würde er gar nicht voran kommen. Alle Knochen taten im weh und seine Kräfte verließen ihn zunehmend. Scheinwerferlicht huschte, begleitet von Rotorengeräuschen, durch die Oberlichter der Halle und verschwanden wieder. David zog sich weiter vorwärts. Vor ihm lag eine Metallstange, die er zu erreichen versuchte. Er griff danach und bekam sie schließlich zu packen. Langsam rappelte er sich auf. Als er sich umdrehte sauste schon ein Faust in seine Richtung. Aber David hatte ebenfalls ausgeholt und schwang die Stange mit alle Kraft. Sie traf Quints Arm und sein Gegner schrie auf. David holte erneut aus und schlug mit der Stange zu. Dieses mal konnte Quint ausweichen. Er duckte sich, die Stange sauste über seinen Kopf hinweg. Quint rannte auf David zu und erwischten ihn. David lies die Stange fallen und sie stürzten in einen Decken hohes Regal, dass nun in sich zusammenfiel und beide unter sich begrub.

David schnappte nach Luft. Das Adrenalin half ihm, sich nach oben zu kämpfen und sich aus dem Trümmern des Regals zu befreien. Aber eine Pause war ihm nicht vergönnt. Als er sich an einer Wand mühsam hochzog, sah er, dass auch Quint sich aus den Regaltrümmern befreit hatte. David schwankte und es kostete ihn nun alle Kraft sich auf den Beinen zu halten. Er sah Quint 10 Meter von ihm entfernt in den Trümmern kramen. David humpelte auf ihn zu. Er würde das jetzt ein für alle mal beenden. Doch plötzlich sah er woran Quint rumfingerte und David erstarrte. Quint zog eine Motorsäge aus den Regalresten und schaltete sie ein. David wich instinktiv zurück und Quint folgte ihm, kam immer näher. David suchte verzweifelt nach einer Lösung, fand aber keine. Dann holte Quint zum Schlag aus und David konnte dem ersten Hieb nur durch eine schnelle Bewegung zur Seite ausweichen: Dafür gab er seinen mehr oder weniger sicheren Stand auf und immer noch schwach auf den Beinen stolperte er eineinhalb Meter zu Seite. Dann sauste eine zweiter Hieb auf David herab. Dieser machte sich dünn und wich zur Seite aus. Jetzt hatte er eine Chance, er befand sich in Quints Kampfkreis. Sein Gegner holte zu einem neuen Hieb aus, hob die Motorsäge über seinen Kopf hoch, um sie dann nach unten in Richtung David sausen zu lassen. Doch anstatt auszuweichen bewegte sich David auf den Schlag zu und fing ihn in Kopfhöhe ab. Er packte die Hände von Quint und die Ketten der Motorsäge rasten bedrohlich laut über seinen Kopf hinweg. Noch konnte er mithalten und die Motorsäge zurückhalten. Die Frage war, wie lange? Die Antwort kam

prompt. Quint hob sein Knie und rammte es in Davids Brust. Dieser fiel keuchend nach hinten. Sein Blick schweifte umher und er erblickte eine Kette, die von Decke herab hing. Am Ende befand sich ein großer massiver Haken. Er streckte sein Hand aus, versuchte den Haken zu packen, während Quint immer näher kam. Noch ein paar Zentimeter, endlich schloss sich seine Hand um den Haken und er zog sich an diesem hoch. Dann holte er mit dem Haken aus und schwang das massive Etwas in Richtung Quint, der bereits zum Schlag ausgeholt hatte. Quint konnte dem Haken nicht mehr ausweichen. Er änderte seinen Hieb mit der Motorsäge und durchtrennte die Kette, an dessen Ende der Haken hing. Dieser fiel donnernd zu Boden.

In Davids Kopf rasten die Gedanken. Irgendwie musste er Quint stoppen. Ein weitere Schlag sauste unaufhaltsam auf David zu, der nun alles auf eine Karte setzte, sich vorwärts bewegte und unter dem Hieb hinweg abrollte, an Quint vorbei. Er bekam die Kette mit dem Haken zu fassen und schleuderte sie sofort in Quints Richtung ohne sie loszulassen. Quint hatte keine Chance die Motorsäge rechtzeitig zu heben, so dass der Haken ihn hart am Kopf traf. Quint lies die Motorsäge fallen und ging schreiend zu Boden. David schwang erneut die Kette aber Quint konnte ausweichen und griff nach der Kette. Er zog feste an ihr und David stolperte an Quint vorbei auf seine anderen Seite. Quint richtete sich langsam auf, aber David lies nicht locker und schwang noch einmal die Kette. Er traf Quint mit dem Haken erneut am Kopf und dieser fiel vornüber. Wie in Zeitlupe vernahm David wie der bewusstlose Körper von Quint in die laufende Motorsäge stürzte. Blut spritzte.

Dann war es vorbei. David rang nach Luft. Er war mit seinen Kräften vollkommen am Ende. Ihm wurde schwindelig und alles drehte sich. Er lies die Kette mit dem Haken los. Langsam und mit seinen Händen tastend wich er schließlich ein paar Meter zurück. Als er ein Hindernis im Rücken ertastete stoppte er und sank langsam und erschöpft an dem Kistenstappel, an dem er nun stand, herab. David schnappte weiter nach Luft. Vor seinen Augen flackerte es. Seine Umgebung verschwand und kam dann zurück.

Lichter flimmerten am Ende der Halle, aus dem Korridor, der ihn hier her führte. Erneut vernahm er einen Hubschrauber, der über ihn hinweg flog. Die Lichter aus dem Korridor verteilten sich nun in der Halle, aber David wusste nicht mehr, ob es real war, oder ob er träumte. Stimmen drangen an seine Ohren.

„Gesichert.“ hörte er jemanden rufen.

Dann sah er, dass die näher kommenden Lichter Menschen mit Waffen waren, die mit einer Taschenlampe ausgerüstet waren. David blickte auf. Vor ihm erschien ein Mann, der ihn anstarrte, dann drehte er sich um und blickte auf die Leichen, die in der Halle herum lagen, die Leichen der Menschen, die David auf seinem Weg zu Quint erschossen hatte. Zuletzt blieb sein Blick auf Quint haften. Der Mann drehte sich nun wieder zu David.

„Unglaublich, David.“ sagte er mit bewundernder Stimme, als könne er nicht fassen, was hier passiert war.

David konnte es nicht glauben. Diese Stimme.

„Alles in Ordnung, David. Es ist vorbei.“ Er reichte David die Hand.

Er jetzt begriff David, wer ihm da die Hand entgegen streckte. Er ergriff seine Hand und der Mann zog ihn hoch. David sah ihn an. Er konnte es immer noch nicht so richtig glauben.

Vor ihm stand Matt Bernard.

 

 

 
 
   
 
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