Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  3. Der Schein trügt
 

 Kapitel 3: Der Schein trügt

Die Fahrt auf dem Long Beach Freeway von Norden nach Süden durch den Großraum Los Angeles führte David östlich an Downtown L.A. vorbei. Der Freeway, vor allem im Norden wirkte wie in die Landschaft gehauen. An den Seiten der Fahrbahnen befanden sich in unregelmäßigen Abständen Bäume, die nicht so richtig grün sein wollten. Auch die sonstige Flora wirkte, als fehlte ihr Wasser. Das gesamte Erscheinungsbild in der Umgebung des Highways war stark von der Tatsache geprägt, dass der benötigte Regen hier hauptsächlich in den Wintermonaten fiel und diese standen erst noch bevor.
Felsige Hügel erhoben sich zu beiden Seiten der Straße und es wirkte, als sei Fels abgetragen worden, um den Freeway im Schutz des Gesteins verlaufen lassen zu können. Je weiter David dem Freeway nach Süden folgte, desto mehr wichen die Felsen zur Rechten und Linken Wohnsiedlungen bzw. den kleinen Städten, die den Großraum Los Angeles bildeten. Diese kleinen Städte wie Maywood, Cudahy, Bell Gardens oder South Gate zeichneten sich durch eine flache Bebauung und dem fließenden Übergang zwischen den Orten aus. Daher hatte David auf der rechten Seite auch einen freien Blick über das weitläufige Stadtgebiet.
Der Blick reichte bis Downtown Los Angeles mit seinen Hochhäusern wie beispielsweise dem 310 Metern hohen U.S. Bank Tower. Aber David achtete nicht darauf. Er hatte erst ein Viertel seiner Strecke zurückgelegt und weitere 30 km warteten auf ihn.
Nach einer Weile hatte der Verkehr hatte weiter abgenommen und David endlich die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen. Er konnte den Hafen noch nicht sehen. Dies würde noch etwas dauern. Mittlerweile hatte sich der Los Angeles River, der im San Fernando Valley, im Nordwesten von Los Angeles County entspringt, zum Freeway gesellt. Er verlief zuerst westlich, ab halber Strecke östlich parallel zum Long Beach Freeway. Der Los Angeles River mündete bei Long Beach in den Pazifik, also würde er David nun bis zum Hafen begleiten.
Während zu beiden Seiten ein Lichtermeer erkennbar gewesen wäre, kämpfte David im Auto mühsam gegen die schrecklichen Bilder an, die er vor einer halben Stunde in sich aufgenommen hatte. Sie lenkten ihn vom Autofahren ab und David verwendete seine ganze Kraft darauf sich auf die Straße zu konzentrieren und sich auf das vorzubereiten, was gleich folgen würde.
Er würde Rod Quint gegenüberstehen, dem Mann der für die Ermordung von Alexas Familie verantwortlich war. So gern er seinen ganzen Hasse in diesen Kampf legen wollte, so wusste er doch, dass er sich beherrschen musste, dass er sich konzentrieren und überlegt kämpfen musste. Er sah nach rechts auf den Beifahrersitz, sah auf das Schwert, sein Schwert, sein Katana. Und in diesem Moment war eines gewiss, Rob Quint würde diesen Kampf nicht überleben. Rod Quint würde seinen Kopf heute Nacht verlieren und seine Macht würde auf David übergehen. Sosehr er auch immer versuchte Kämpfe zu meiden, weil der Sinn unsterblich zu sein Davids Ansicht nach unmöglich im Töten liegen konnte, obwohl er genau dies sehr gut konnte und weil er die Energieübertragung, die Erneuerung, das Quickening nicht mochte, so wusste er doch, dass er diesmal den Kampf suchen würde. Dieses mal würde er das Quickening genießen.
Endlich näherte sich David dem Los Angeles Harbor, dem Hafenkomplex von L.A., rund 30 Kilometer südlich von Downtown Los Angeles. Als er den letzten schlaufenförmigen Auf- und Abfahrten-Knoten des Freeways passierte waren rechts vor ihm bereits die ersten Industriegeprägten Hafenanlagen zu sehen. Gleich hatte er sein Ziel erreicht. David wechselte vom Long Beach Freeway auf den ost-west-verlaufenden West Ocean Boulevard in Richtung Westen. Die Straße war nun vollständig umgeben von Hafengelände mit den dazugehörigen, Lagerhallen, Containern und Verladekräne.

„Was wird Alexa machen, wenn das hier vorbei ist?“ ging es ihm, den Hafenkomplex nur rudimentär wahrnehmend, durch den Kopf.
„Wenn sie erstmal realisiert hat, das ihre Familie tot ist, das ihre Familie ermordet wurde und all das nur, um an mich heranzukommen, was wird dann aus uns? Was wird aus ihr?“ David schob den Gedanken bei Seite. Er nahm die rechte Hand vom Steuer. Sie glitt zu seinem Schwert und umklammerte es, als ob der Kampf ummittelbar bevorstand. Er konzentrierte sich darauf die Ruhe zu bewahren und überquerte mit dem Auto eine Brücke die ihn auf Terminal Island führte. Aus dem West Ocean Boulevard wurde der Harbor Freeway. Auf genau dieser Höhe führte eine Spur vom Freeway ab, die North Seaside Avenue mit der Ausfahrt Ferry Street. David folgte der Ansage im Navigationssystem und hielt sich auf der North Seaside Avenue, die einen Linksknick machte und zur Ferry Street wurde. Er bog nach wenigen Metern rechts ab, erneut links, noch mal rechts und dann links in die Barracuda Street. David war am Ziel.
Die Barracuda Street bestand aus zwei entgegen gesetzten Fahrstreifen, beide sehr schmal, als wären sie notdürftig auf den Boden gepinselt worden, um zu zeigen, diese Gasse tatsächlich eine Strasse ist. David schaltete die Scheinwerfer seines Wagens aus und verlies mit dem Fahrzeug die Markierungen. Er fuhr auf das nicht abgezäunte Gelände zu seiner Rechten, wo er den Wagen zwischen heruntergekommenen Frachtcontainern parken konnte. Sein Katana in der Hand stieg er aus. In der Dunkelheit, die nur durch das Licht das Straßenlaternen unterbrochen wurde, lief David, geschützt von den Containern noch 150 Meter das Gelände entlang, bis er einen Eingang zur Lagerhalle, die sich hinter den Containern erstreckte, fand, den er benutzen konnte. Vorsichtig spähte er durch ein dreckiges Fenster, seitlich Tür, aber er konnte nichts erkennen. Kurz bevor er die Tür öffnen wollte, sah er noch rechtzeitig das Alarmsystem einen Notausgangs. Mit einer Leichtigkeit, die seines Gleichen suchte, identifizierte er die richtigen Drähte, die oberhalb der Tür verliefen, und durchtrennte sie. Nun würde kein Alarm mehr ausgelöst werden, sollte die Tür geöffnet werden. Und genau das Tat David nun. Vorsichtig öffnete er die Tür. Erst einen Spalt weit offen, lugte er durch diesen ins Innere der Lagerhalle. Der Notausgang gehörte offensichtlich zum Verwaltungsbereich der Lagerhalle, denn er erblickte keine große Halle oder Lagerfläche, sondern einen kleinen Raum, der wie ein Aufenthaltsraum aussah. Als er die Tür weiter öffnete und sich langsam in den Raum schob entdeckte er Sitzmöglichkeiten, einen Aschenbecher und ein Stapel Zeitschriften auf einem kleinen Tisch. In einer Ecke waren die Bodenfliesen deutlich heller als die Restlichen. Das konnte er sogar durch das trübe Licht erkennen, welches nun durch die geöffnete Tür einfiel. Hier musste mal ein Schrank, ein Dosenautomat oder etwa vergleichbares gestanden haben.
David befand sich nun in der Mitte des Raumes, der etwas moderig roch. Ein Blick auf die Zeitschriften erklärte dies. Sie waren zwei Jahre alt. Entweder wurde der Raum seit dem nicht mehr gelüftet, oder schlicht weg gar nicht mehr benutzt. Er setzte sein Eindringen in das Lagerhaus fort und öffnete vorsichtig die Tür zum nächsten Raum. Dieser war deutlich größer als der Aufenthaltsraum. Es befanden sich mehrere Schreibtische in der Mitte. Ansonsten war der Raum leer. Dies war eindeutig ein Großraumbüro, ein verlassenes Großraumbüro. Er sah kein Computer-Equipment, kein Telefon, nur die nackten Schreibtische. David setzte seine Suche durch die Räumlichkeiten fort. Noch hatte er keinen Unsterblichen gespürt, also war Quint noch nicht in der Nähe, oder noch gar nicht hier.
David gelangte von einem Raum zum nächsten und jedes Mal wich ein Stück seiner Vorsicht, dem Verlangen endlich Quint gegenüber zu stehen. Aber das störte ihn nicht weiter. Er würde vorgewarnt werden.
Schließlich fand David den Durchgang zur eigentlichen Lagerhalle. Sie war eindeutig verlassen und wie er feststellte, bestand sie nicht aus einer große Lagerfläche, sondern offensichtlich mehre kleinere, von einander abgetrennt durch Trennwände, die bis unter die Decke reichten. An den Trennwänden befanden sich Schiebetüren oder besser gesagt Schiebetore. 
David zog mit aller Kraft an dem Tor, vor dem er stand, nachdem er die erste Lagerfläche durchquert hatte. Licht viel von draußen durch die dreckigen Oberlichter an den Seiten ein. Die Lichtstrahlen ließen sogar die Luft in der Halle dreckig aussehen.
Mit viel Anstrengung konnte er das erste Tor aufziehen, zumindest ein oder zwei Meter. Der Platz reichte, damit David den nächsten Hallenbereich betreten konnte. Sein Schwert trug er nun in der Schwertscheide auf seinem Rücken. Sie war mit einem breiten Riemen, der über Davids rechte Schulte, seiner Brust und unter seinem linken Arm wieder zum Rücken führte, befestigt. Der Hallenbereich war außer wenigen alten Kisten, die in der Halle unsystematisch verteilt waren, leer. Er durchquerte aufmerksam den Raum, der, wie bereites der erste Abschnitt zuvor, nur durch das Licht, welches durch die Oberlichter einströmte, beleuchtet wurde. Beim Vorbeigehen betrachtete er die alten Kisten, die vereinzelt herumstanden. Genau wie die Oberlichter, genau wie alles hier, waren auch sie verdreckt. Nach wenigen Schritten erreichte David schließlich das nächste Tor. Er packte mit beiden Händen den Griff und verlagerte sein Gewicht nach links um das Tor aufzuziehen. Dieses mal glitt es wesentlich leichter zur Seite. David betrat die Hallenbereich und sein Blick schweifte umher. Etwa fünf Meter vor ihm befand sich ein Kistenstapel, der bis unter die Hallendecke reichte. Er sah links am Stapel vorbei und sein Blick verharrte schlagartig auf einer Person die deutlicher hinter dem Stapel, aber links davon im Schatten stand. Die Person hielt in der linken Hand ein Schwert, soviel konnte er erkennen.
Er konnte nicht erkennen, was es für ein Schwert war, auch sonst war nicht viel von der Person zu erkennen, außer, dass es ein Mann war. Direkt vor ihm endete der Lichtstrahl, der durch die Oberlichter einfiel und den Boden erhellte.
David nahm sein Schwert von der Schulter und zog es aus der Scheide, die mit einem Scheppern zu Boden fiel.
Aber im selben Moment, in dem David das Schwert hob und damit sein Gegenüber anpeilte wusste er, dass hier etwas nicht stimmte. Er hatte sein gegenüber nicht gespürt. Der Buzz, das seltsame Gefühl, dass ihm immer durch seinen Körper schoss, wenn ein anderer Untersterblicher in seiner Nähe war, war ausgeblieben. David verstand nicht, immerhin war sein Gegenüber definitiv nah genug. Er hätte ihn spüren müssen. Plötzlich hörte er Alexas Stimme in seinem Kopf sagen „Das ist bestimmt eine Falle.“. Er wusste dass es wahrscheinlich eine Falle war, aber diese Situation war wirklich eigenartig.
„Ist das nicht Quint, der vor mir steht? Ist es wirklich ein normaler Mensch. Aber was will er? Und wo ist dann Quint? Oder ist er das etwa doch. Aber Quint ist doch ein Unsterblicher. Ist er das? Wer hat das je behauptet? War Quint möglicherweise kein Unsterblicher?“ Davids Gedanken rasten. Das hier hatte er nicht erwartet, es hatte ihn eiskalt erwischt.
„Wurde auch Zeit, dass du kommst, Fox. Hat lange genug gedauert.“ ertönte plötzlich die Stimme seines Gegenübers.
Davids Gedankenraserei fand ein jähes Ende. „Diese Stimme“ dachte er. „Diese Stimme“
„Du bist Quint.“ stellte David laut fest. „Aber, du…..du bist…“
„…kein Unsterblicher?“ beendete Quint den Satz mit einer Spur Selbstgefälligkeit. „Nein bin ich nicht. Überrascht?“
„Warum?“ ertönte Davids Stimme. „Warum das alles? Warum das Morden?“ David umklammerte den Griff seines Schwerte nun fester. Er hielt es vor seinem Körper, den Griff auf Gürtelhöhe. Die Klinge war nach oben gerichtet und leicht nach vorne geneigt und er musste gegen den erneut auflodernden Zorn in seinem Inneren ankämpfen um einen klaren Kopf zu bewahren. Er unterdrückte das Verlangen anzugreifen. Er musste den Grund erfahren. Den Grund für diese Wahnsinnstat, für das Leid, welches Quint angerichtet hatte.
„Ich brauchte deine ungeteilte Aufmerksamkeit und ich denke, jetzt habe ich sie, oder?“ antworte Quint nüchtern.
„Meine Aufmerksamkeit?“ fauchte David entsetzt. Aber bevor er noch etwas sagen konnte ergriff Rod Quint erneut das Wort.
„Du hast meinen Vater getötet, vor sieben Jahren. Erinnerst du dich?“
„David erinnerte sich nicht konkret daran, aber wenn er ihn getötet hatte, so dachte er, „Dann muss es etwas mit meiner Arbeit zu tun haben.“
„Aber keine Sorge hier geht es nicht wirklich um Rache.“ fuhr Quint ruhig fort.
„Es geht darum, dass du ein wichtiges Projekt zunichte gemacht hast. Ein Projekt, an dem mein Vater lange Zeit gearbeitet hat. Und ich für meinen Teil habe viele Jahre gebraucht, um soweit zukommen, wie mein Vater einst. Jetzt brauche ich deine Hilfe, um die fehlenden Teile zu finden und zusammenzufügen.“
„Ich habe keine Ahnung wovon du redest, aber es rechtfertigt mit Sicherheit nicht deine Taten. Du bist nur ein Mörder. Aber das endet, hier und jetzt. Was immer du vorgehabt hast. Es ist vorbei.“ entgegnete im David, der sich nun kaum noch zurückhalten konnte, entschlossen. Er hob das Schwert zum Angriff und setzte sich in Bewegung.

Er erkannte seinen Fehler augenblicklich, denn Quint machte keine Anstallten sein Schwert zur Verteidigung zu heben. Stattdessen hob er seinen rechten Arm. David erblickte den Pistolenlauf, auf den er zu rannte. Aber es war zu spät. Zwei Schüsse fielen und David wurde förmlich umgehauen und ging zu Boden. Das Schwert donnerte laut auf den Hallenboden und David fiel äußert unsanft auf seinen Rücken. Schmerzen schossen durch seinen Körper. Er schrie auf. Dann merkte er, wie Blut aus seinem Oberkörper lief. Die beiden abgefeuerten Schüsse trafen beide ihr Ziel: Davids Brust. Er hatte sich Quint nicht einmal um zwei Meter genähert.
„Wie konnte ich nur so dumm sein?“ fluchte er leise hustend und nur zu sich selbst. „Verdammt.“
„Gut.“ sagte Quint, der nun ins Licht getreten war und langsam auf David zu kam.
„Dann machen wir das jetzt auf deine Art.“
David versuchte sich zur Seite zu drehen um sein Schwert zu erreichen. Dabei bemerkte er wie schnell er Blut verlor. Er hatte sich schon deutlich ein Pfütze gebildet und er merkte dass er schwächer wurde. Langsam zog er sich zur Seite. Sein ganzer Körper schmerzte und er fühlte sich, als ob jemand ununterbrochen in seine Rippen treten würde. Als Quint die halbe Distanz zurückgelegt hatte, bekam David sein Schwert endlich zu packen drehte sich wieder Quint zu und versuchte sich mit dem Schwert aufzurichten.
Da peitschte ein weiterer Schuss durch die Luft und David wurde erneut zu Boden geworfen.
„Mal sehen, ob du mir nicht doch helfen möchtest, David. Ich darf dich doch David nennen, oder?“ spottete Quint der nun stehen geblieben war und warf seine Pistole weg.
„Ich kenne mich auch ein bisschen mit Schwertern aus. Also fangen wir an. Wie komme ich an Unterlagen zum Projekt Lincoln 399?“ Er hob sein Schwert in die Höhe und betrachtete es.
„Lincoln 399!“ wiederholte er mit deutlich gehobener Lautstärke. Er machte eine Pause und David hatte keine Absicht zu antworten.
Quint atmete einmal durch und drehte sich um. Seine Stimme war nun wieder ruhiger und David den Rücken zugewandt sagte er:
„David, ich weiß dass du nicht sterben kannst. Also bitte, du kannst dir ja jetzt selbst überlegen was wir hier noch alles schönes machen können, bis du letztlich doch redest.“
Während Quint in seinem selbstgefälligen Tonfall zurück verfiel, hörte David ein Geräusch hinter sich und versuchte auszumachen woher genau es kam.
„Ich bin’s, David. Dreh dich nicht um, ich bin da.“ hörte er ein allzu vertraute Stimme.
„Nein! Wie kommst du hierher, Alexa? Verschwinde, ich mach das.“ Gab er leise zurück, aber es war zu spät. Alexa schlich bereits an ihm vorbei und hob sein Schwert auf. Für einen Augenblick schaute sie in seine Augen, fasste an seine Schulter und sagte: „Vertrau mir.“
„Nein, nicht.“ versuchte er Alexa mit keuchender, hustender Stimme umzustimmen, wusste aber, dass er es nicht konnte. Er erkannte die Wut in ihren Augen. Sie wollte Rache.
„Also,“ schloss Quint ab „bevor es jetzt richtig ungemütlich wird, sag mir einfach, was ich wissen will. Lincoln 399.“ Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und stutzte für einen Augenblick, als er Alexa erblickte, die nun ihren Blick auf Quint richtete und langsam aufstand.
„Miss Garin. Ich wünschte ich könnte sagen welch eine Freude sie zu sehen. Aber sie wissen doch selbst ganz genau, dass es klüger gewesen wäre nicht hierher zu kommen.“ sagte er in einem beschwingten Tonfall.
„Und SIE wissen, dass es klüger gewesen wäre meine Familie in Ruhe zu lassen“ keifte sie zurück, Davids Schwert in seine Richtung zeigend. Alexa versuchte erst gar nicht ihren Hass auf Quint zu unterdrücken.
David, der die Situation nur beobachten konnte, hoffte, dass seine Wunden bald heilen würden, so dass er in den bevorstehenden Kampf würde eingreifen können. Alexa wusste zwar wir man ein Schwert führt, immerhin hat sie viele mal mit ihm trainiert, aber ein echter Schwertkampf war dann doch einige Nummern zu groß für sie.
„Alexa bitte, komm zurück und verschwinde von hier, bitte.“ flehte David, der nicht vielmehr tun konnte außer zu versuchen, sie mit Worten umzustimmen. Fieberhaft dachte er nach und zog sich mühsam in die Richtung von Alexa.
„Nein, dieser Mistkerl bezahlt jetzt, David.“ Gab sie kopfschüttelnd und mit kühler Stimme zurück ohne sich zu ihm umzudrehen. Ihr Blick verharrte auf Quint und sie trennten nur noch drei Meter voneinander.
„Du willst kämpfen?“ fragte Quint übertrieben überrascht.
„Nun gut, dann will ich mal nicht so sein. Du bekommst deine Chance:“
„NEIN“ rief David verzweifelt. Aber er konnte Alexa nicht aufhalten.
Alexa machte ein schnellen Schritt nach vorne und Durchschnitt die Luft mit dem Katana. Quint wich aus und machte einen Schritt rückwärts. Alexa holte erneut aus. Die Klinge sauste kraftvoll nach unten und Quint parierte. Der Schlag von Alexa war so heftig , dass Quint dabei in die Knie ging, fing sich aber, drückte sich ab und dabei Alexa so heftig nach hinten, dass diese ins Stolpern geriet und rückwärts hinfiel. Genauso schnell wie sie hingefallen war stand sie wieder, das Schwert nach wie vor in der Hand und Quint erneut anvisiert.
David, der hilflos mit ansehen musste was passierte, erkannte die Entschlossenheit von Alexa und bewunderte dies. Allerdings wurde das Gefühl sofort von Angst überwältigt, Angst um Alexa. David verlor weiter an Kraft. Er zog sich noch immer vorwärts, kam aber nur noch langsamer voran. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Wunden nicht einfach heilen, sondern, dass er erst sterben und wiedererwachen würde war doch sehr hoch und das wusste er. Es raubte ihm den Verstand, denn dafür hatte er keine Zeit, dafür hatte Alexa keine Zeit.
Die Klingen pfiffen weiter durch die Luft. Aber es war egal, wie Alexa zuschlug, Quint konnte jeden Schlag parieren oder ihm ausweichen. Sie hob das Schwert und versuchte eine Attacke von der Seite. Quint drehte sich am Hieb vorbei und brachte sich mit dieser Bewegung gleichzeitig an Alexa vorbei. Ihre Rücken wiesen für den Bruchteil einer Sekunde zueinander und während Alexa sich nun umdrehte und einen neuen Schlag vorbereitete,
drehte Quint das Schwert in der Hand und stieß es rückwärts an seinem Körper vorbei, bis es auf Widerstand traf.
Alexa konnte nicht reagieren. Sie blieb stehen, guckte ungläubig. David schrie sich die Seele aus dem Leib.
„NEIN! ALEXA!“
Dann sah er, dass sie ihre rechte Hand öffnete und das Katana fiel wie in Zeitlupe zu Boden. Sie sackte zusammen, ging in die Knie.
David war wie betäubt. Eine Ohnmacht ergriff Besitz von ihm und seine wenigen verblieben Kräfte schienen nun völlig zu versagen. Er sah wie Quint sich nun langsam umdrehte und sich Alexa zuwandte. Mit einem Ruck zog er das Schwert, dass sich durch ihren Körper gebohrt hatte heraus und Alexa fiel vornüber vollständig zu Boden.
Die Zeit schien still zu stehen. Davids Hass war verflogen. Er hatte jetzt nur noch Angst um Alexa. Nicht anderes zählte. Nur Alexa. Aber der mit dem Anblick verbundene Schmerz war tausendmal schlimmer als jedes Rachegefühl, das er je erlebt hatte. Die Szenerie kam ihm unwirklich vor, als sei alles ein böser Traum, aber er wachte nicht auf. Aus dem Augenwinkel sah er Quint der irgendetwas sagte und auf ihn zukam, aber David suchte nur Alexas Blick, die ihn auf dem Boden liegend anstarrte und schnell atmete. Blut lief aus ihrem Mund. Davids Augen wurden feucht. Er wusste, dass er ihr nicht helfen konnte. Er wusste, dass er heute endgültig verloren hatte. Er wollte sterben. Wenn Quint nun versuchen würde ihn zu töten. Er würde sich nicht zur Wehr setzen.
Zwei Gestalten erschienen hinter Alexa und schritten an ihr vorbei, kamen ebenfalls auf ihn zu.
Er sah Quint, wie er noch immer irgendetwas sagte, aber David hörte nichts, nichts außer Alexas Herzschlag. Es kam ihm vor, als wäre er mit ihr verbunden. Er nahm ihren flehenden Blick in sich auf.Die beiden Gestalten standen nun direkt an Davids Seiten und hoben ihn hoch. Er spürte keinen körperlichen Schmerz. Da war nur der Schmerz, den er in dem Wissen um Alexas 

Situation empfand. Quint drehte sich um und ging von ihm weg. David vernahm wie er an Alexa vorbei ging, ohne auch nur einmal zu ihr herab zu sehen und verschwand hinter dem deckenhohen Kistenstapel aus seinem Blickfeld. Der Blick von David traf noch immer den von Alexa, während er von den beiden Gestalten auf sie zugezogen wurde. Dann sah er, wie Alexas Lippen sich bewegten. Sie atmete nun schwer. David, der kein Geräusch wahrnahm, hörte nun Alexas Worte.
„Es tut mir leid. Verzeih mir. Ich liebe dich.“
Er wusste nicht, ob sie wirklich sprach, ob er vielleicht ihre Gedanken wahrnahm, ihren Blick in Worte fasste oder ob er sie wirklich hörte. Aber er verstand sie genau. Er sah nun, dass die Augen, von denen ihr flehender Blick ausging, feucht waren. David versuchte selbst Worte mit seinem Mund zu formen. Aber alles was er hervorbrachte war ein „Ich liebe dich.“ Er hatte keine Zeit noch etwas zu sagen. Allmählich wurde es dunkel vor seinen Augen und kurz bevor er an Alexa vorbeigetragen wurde sah er sie noch einmal mit aller Kraft an und dieses Bild brannte sich in seinem Kopf ein. Der flehende Blick ihrer wunderschönen braunen Augen, unfähig sich zu bewegen, hilflos.
Dann wurde alles schwarz und David wusste, dass er tot war.

 

 
 
   
 
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