Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  2. Gespräche unter Freunden
 


Kapitel 2: Gespräche unter Freunden


Paris ‚Le Blue’s Bar ‚ (Frankreich) – etwa zur gleichen Zeit

Joe Dawson, seines Zeichens Beobachter und Inhaber der ‚Le Blues Bar’ tigerte schon seit geraumer Zeit ziemlich unruhig durch die Hallen seines Etablissements.
Joe wollte es ungern zugeben – nicht einmal vor sich selbst – doch so langsam machte er sich Sorgen um Mac. Seit Wochen hatte er nichts mehr von ihm gehört. Und zwar genau seit dem Zeitpunkt seit dem Connor MacLeods sterbliche Überreste nach Schottland überführt worden waren und Mac sich dort um deren Beisetzung gekümmert hatte. ‚Was war nur los?’ fragte er sich zum wiederholten Male in den vergangenen Wochen. Seiner Meinung nach hatte sich nach Connor’s Tod die Schwermut und Traurigkeit, die seit Richies Tod von Mac Besitz ergriffen, und die ihn dazu veranlasst hatte für ein ganzes Jahr in einem Kloster zu verschwinden, nur noch verstärkt. Dies hatte sich auch in der Sache mit Liam O’Rourke gezeigt, als Mac nur allzu bereit gewesen war, sein Leben für das seiner Freunde – sprich Amanda und ihm selbst – ohne weiteren Kampf preiszugeben. Nur durch Methos’ Eingreifen und die Erlebnisse bzw. Erfahrungen einer ungewollten Stippvisite in einer Art Zwischenwelt, als er besinnungslos auf einem Eisenbahnwaggon gelegen hatte, und in der Hugh Fitzcairn scheinbar eine übergeordnete Rolle zu spielen schien, hatte Mac sich anders besonnen. Mac selbst hat ihm nicht viel über diesen Besuch in dieser anderen Welt erzählt. Aber eines stand dennoch zweifelsfrei fest: Diese Angelegenheit – sei sie nun eine Projektion von Mac’s Phantasie oder doch Realität gewesen - war letztendlich der Grund für Duncan MacLeod gewesen, sich anders zu besinnen.
Bereits nach dem Unfall, bei dem er Richie versehentlich getötet hatte, war mit Mac ein Veränderung vor sich gegangen. Nach diesem unglückseligen Zwischenfall erinnerte kaum noch etwas an den Mann, der das Leben mit beiden Händen umarmt hatte. Mac hatte sich in sich selbst zurückgezogen und in den darauf folgenden Monaten viel Zeit mit Meditation verbracht. Und was das Schlimmste an der ganzen Sache gewesen war, er hatte sogar sein Schwert niedergelegt!!! Dies hatte ihn natürlich zur leichten Beute für andere Unsterbliche werden lassen. Selbst lange Zeit nach dem Sieg über Ahriman hat Mac sich noch geweigert, sein Katana anzurühren. Auch Joe’s inständige Bitten hatten daran vorerst nichts geändert. Erst ganz langsam und allmählich hatte Mac den Weg in das ihm bekannte Leben zurückgefunden. Und nach dem Kampf mit O’ Rourke hatte er sich letztendlich doch dafür entschieden wieder zu leben und weiter zu kämpfen, auch wenn es ihm in bestimmten Momenten so vollkommen sinnlos erschien.

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In den nächsten fünf Jahren schien alles in bester Ordnung. Es kam nur zu sehr wenigen Zwischenfällen mit anderen Unsterblichen und wenn doch, so hatte Mac ein leichtes Spiel mit ihnen gehabt. Aber leider war dieser Zustand nicht von Dauer. Das Böse kehrte in Form von Jacob Kell in die Welt zurück.
Bei Kell handelte es sich um einen Unsterblichen der aus reiner Lust am Töten und Rache an Connor MacLeod willkürlich Jagd auf andere Unsterbliche machte.
Zwischenzeitlich so stark geworden, dass es eigentlich mehr als eines Unsterblichen bedurfte, um ihn unschädlich zu machen, sahen Mac und Connor sich mit der Tatsache konfrontiert, dass einer von beiden den anderen enthaupten müsse, um gegen Kell konkurrenzfähig zu sein. Connor MacLeod hatte dies scheinbar eher begriffen als sein jüngerer Cousin Duncan, der sich lange dagegen sträubte, dass Schwert gegen seinen Clansmann und Bruder zu erheben. Es kam zu jenem verhängnisvollen 23. Dezember 2002 an dem Mac durch Connor mehr oder weniger gezwungen worden war, sich dessen Kopf zu nehmen, und dadurch als Sieger aus dem Kampf auf dem Dach eines New Yorker Hotels hervorging.
Letztendlich hatte Mac auch den Sieg über Jacob Kell davongetragen.
Doch an diesen Geschehnissen schien er fast zu zerbrechen. Er hatte sich wieder einmal mehr in sich selbst zurückgezogen, um sich die Wunden die dieses Desaster bei ihm hinterlassen hatte, zu lecken, und war in der ersten Januarwoche gen Schottland verschwunden. Seitdem hatte Joe nichts mehr von ihm gehört. Mac schien tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt.

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Joe's Gedanken wurden abrupt unterbrochen als sich die Eingangstür der Bar öffnete und ein dunkelhaariger junger Mann vorsichtig um die Ecke lugte.
„Joe. Bist du da?“ rief dieser quer durch die Bar zum Tresen hinüber.
„Wer will das wissen?“ kam es ebenso lautstark von Joe's Lippen. Langsam ging er nach vorn und bemerkte, wer gerade eben durch die Tür eingetreten war. „Ah, Methos“, meinte er nur „ich wusste gar nicht, dass du wieder in Paris weilst, was führt dich in meine bescheidene Hütte?“.
„Mir wurde es in London langsam zu eintönig. Also dachte ich mir, ich statte Paris mal wieder einen Besuch ab, und beehre dich und Mac mit meiner Anwesenheit. Wo ist unser Schotte überhaupt?“ fragte Methos.
„Ich dachte, dass könnte der große Adam Pierson mir vielleicht sagen.“ sagte Joe.
„Werd’ nicht ironisch, Joe. Dass passt nicht zu dir und fällt eher in mein Metier. Willst du damit etwa andeuten, dass du nicht weißt, wo Mac abgeblieben ist?“
„Genau, das will ich damit sagen.“ teilte Joe Methos mit. „Das letzte Mal habe ich ihn vor etwa zwei Monaten gesehen.“
„Und bei mir ist es noch länger her. Unsere Wege kreuzten sich just an dem Tag zum letzten Mal, als du ihn aus den Händen dieses wahnsinnigen Beobachters befreit hattest.“ erwiderte Methos.
Da er Joe’s Angespanntheit spürte, verkniff er sich weitere Kommentare und sagte nur: „Joe. Mac ist imstande auf sich selbst aufzupassen. Das hat er schon getan, lange bevor ihr beiden Euch kennen gelernt habt. Mac ist über 400 Jahre alt und weiß über das Überleben etwas mehr als du. Wie du im Übrigen wissen müsstest, wäre es nicht das erste Mal das er für längere Zeit von der Bildfläche verschwindet. Ich erinnere dich da nur mal an diese Ahriman-Sache.“
„Das mag schon sein, Methos. Aber du hast ihn nicht so gesehen, wie ich ihn sah. Es schien fast so, als würde Mac an Connor MacLeods Tod zerbrechen. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Nicht einmal nach Richies oder Tessas Tod. Es schien fast so, als habe er durch Connors Tod auch einen Teil seiner selbst eingebüßt. Methos, Mac war nur noch ein Schatten seiner selbst. Nichts aber auch gar nichts erinnerte mehr an den lebensbejahenden jungen Mann, den wir alle kannten. Erst ist samt Connors Leichnam in Richtung Schottland gereist und seitdem spurlos verschwunden. Niemand weiß momentan, wo er abgeblieben ist, nicht einmal andere meiner Beobachterkollegen wissen, wo er stecken könnte.“ resümierte Joe.
„Aber das ist noch nicht alles. Außer Connor hat Mac noch jemanden verloren, nämlich seine Frau. Sie starb ebenfalls durch Kells Hand.“
„Was?“ rief Methos erstaunt aus „Seit wann war Mac denn verheiratet?“
„Schon sehr lange, und zwar etwa seit dem Jahr 1715. Nur wusste er bis vor wenigen Wochen selbst nicht, das Kate Devaney - dies war der Name seiner Frau - noch lebte. Scheinbar auch mal etwas, dass dem allwissenden Adam Pierson nicht bekannt war.“ sagte Joe und musste, trotz aller Ängste die er momentan in Bezug auf Duncans derzeitigen Verbleib hatte - über den leichten verduzten Anblick den Methos bot, grinsen.
Methos, dem die Verwunderung bezüglich Joe’s letzter Äußerung buchstäblich noch im Gesicht geschrieben stand, war für den Moment erst einmal sprachlos, wodurch in der Bar absolute Stille eingekehrt war. Diese Ruhe wurde abrupt zerstört, als von dem Telefon, dass sich unmittelbar auf der vor ihnen befindlichen Bar befand, ein durchdringendes Klingeln zu vernehmen war…

******

Nur wenige Sekunden später hatte Joe den Telefonhörer in die Hand genommen und meldete sich. „Dawson.“
„Hi, Joe.“ erklang die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich bin es.“
„Mac?“ kam es erstaunt von Joe Dawsons Lippen. „Wo steckst du nur? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Einfach so auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden und dich wochenlang nicht zu melden. Ist irgendetwas passiert?“
„ Es ist alles in Ordnung, Joe. Tut mir echt leid, dass ich mich nicht eher bei dir gemeldet habe, aber ich war einfach noch nicht so weit.
Ich habe mich bis einschließlich heute in einer Pension in der Nähe von Glencoe aufgehalten. Da ich dich anrufen wollte, bin ich heute morgen nach Glencoe Village gefahren. Aber bei dir hat niemand abgenommen...“
„Ich war heute morgen außer Haus, um ein paar Besorgung zu machen.“ unterbrach Joe Macs Satz und fragte: „Aber was ist mit dir? Geht es dir gut?“
„Alles OK, Joe. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
„Wo bist du jetzt, wenn du dich nicht mehr in Glencoe aufhältst? Und was ist mit Connor MacLeods Leichnam passiert?“
„Ich habe Connor neben Heather in Glencoe begraben. Es war immer sein größter Wunsch nach seinem Tode neben seiner ersten großen Liebe seine letzte Ruhe zu finden. Ich hoffe wirklich, dass er jetzt im Tod den Frieden gefunden hat, der ihn in seinem langen Leben verwehrt geblieben ist.“ sagte Mac mit trauriger Stimme. „Und was deine Frage nach meinem Aufenthalt betrifft. Ich bin in jetzt Glenfinnan bei Rachel. Wir beide sind uns heute morgen in Glencoe rein zufällig über den Weg gelaufen. Ich denke ich werde erst mal ein Weile hier bleiben. Alles weitere wird sich dann finden.“
„Gut.“ sagte Joe. „Aber melde dich, wenn sich etwas anderes ergeben sollte, so dass ich weiß, was bei dir los ist. Und ich stelle diese Bitte jetzt nicht als dein Beobachter, sondern als dein Freund. Ok, Mac?“
„Geht in Ordnung, Joe. Ich habe im Übrigen da noch eine Bitte an dich.“
„Schieß los. Um was geht es?“
„Würdest du dich um den Verkauf des Hausbootes kümmern?“
„Ich soll was? Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt, Mac?“ schrie Joe ins Telefon.
„Nein. Bin ich nicht. Ich werde auf lange Sicht nicht wieder nach Paris zurückkehren, und wenn doch, dann nur zu Besuchszwecken. Für diese Zeit kann ich mir dann ein Hotelzimmer nehmen. Also bitte Joe, verkaufe das Boot und stell bitte keine weiteren Fragen. Ich habe meine Gründe für diese Entscheidung. Ob sie dir nun gefallen oder nicht. Ich bleibe vorerst in Schottland.“
„Ist schon gut, Mac. Ich werde nicht weiter hinterfragen und sehen was ich tun kann. Ich melde mich, so bald ich ein Interessenten gefunden habe. In Ordnung?“
„Prima.“ antwortete Duncan. „Für alle Fälle gebe ich dir mal Rachels Nummer. Wenn du einen Verkauf erreichst oder etwas anderes ist, kannst du hier anrufen. Rachel wird mich, wenn ich selbst nicht vor Ort sein sollte, über alles informieren.“
„Alles klar. Und Mac...?“
„Ja,Joe. Was ist?“
Achte bitte auf deinen Kopf. Das ist alles um was ich dich noch bitten möchte“ sagte Joe.
„Mach dir keine Sorgen. Ich passe schon auf mich auf. Und nun mach es erst mal gut, Joe. Ich melde mich wieder.“ 

******

Noch etwas verdutzt, ob Mac's Mitteilungen innerhalb des Gespräches hielt Joe noch einige Sekunden lang das Telefon in der Hand, bevor er es zurück auf die Station stellte. Er drehte sich zu Methos um, der das ganze mit großer Neugierde verfolgte hatte und sagte nur schlicht und ergreifend: „Er will das ich mich um einen Käufer für das Boot bemühe, Methos. Man stelle sich das einmal vor. Mac kommt nicht wieder nach Paris zurück...“

Lenui Inn, Glenfinnan

Duncan verharrte nach Beendigung des Telefongespräches noch einen Moment regungslos auf dem Stuhl und überlegte, was er nun eigentlich tun sollte. Die Entscheidung über einen Verkauf des Bootes hatte er schon längere Zeit mit sich herum getragen und immer wieder hinausgeschoben. Während des Gespräches mit Joe war ihm plötzlich die Eingebung gekommen, diesen um Mithilfe bei der Suche nach einem potentiellen Käufer zu bitten. Es war eine spontane Entscheidung seinerseits gewesen, die dem Moment heraus entsprungen war, und die er für absolut richtig hielt. Er hatte einfach nicht die Absicht wieder nach Paris zurückzukehren. In diesem Punkt hatte er Joe die Wahrheit gesagt, wie ihm erst jetzt bewusst wurde. Zu viele Dinge waren in Paris passiert. Es gab zu viele Erinnerungen – seien es nun gute oder schlechte – die ihn mit dieser Stadt verbanden und die ein Grund dafür waren, dass er dorthin erst einmal nicht zurückkehren wollte. Irgendwie wurde es einfach Zeit für ihn weiter zu ziehen und sich nach einem neuen Betätigungsfeld um zuschauen, und irgendwo anders neu anzufangen...
Dies waren Macs abschließende Gedanken zu diesem Thema.
Er stand auf und ging zurück in den Gastraum. Dort wurde er bereits von Rachel erwartet, die sich zwischenzeitlich um die Bereitstellung eines kleinen Imbisses gekümmert hatte. Bevor es im Inn wieder rege wurde, genossen beide im stillen Einvernehmen das Essen.

©  Norina Becker (November 2007)


    

  

 
 
   
 
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