Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  15. Die Vergangenheit wird zur Gegenwart
 

Kapitel 15: Die Vergangenheit wird zur Gegenwart

14. Juni 2008, Seattle, WA, USA

Die Wettervorhersage hatte einen schönen Tag angekündigt, aber im Augenblick nieselte es und er Himmel war dunkel an diesem Samstag Vormittag. David brachte das Auto am Straßenrand zum stehen, nachdem er für eine kleine Überflutung des Bürgersteigs gesorgt hatte, da er ein Pfütze mit dem Auto voll erwischte. Erschaute durch die Frontscheibe zum Himmel. Aber es war kein Lichtblick zu erkennen. Die Sonne kam gegen diese dunkle geschlossene Wolkendecke nicht an.

Es half ja nichts. Sein Ziel lag düster auf der anderen Straßenseite und dort parkten bereits Autos. Er würde so oder so nass werden. Der Regen schlug ihm ins Gesicht, als er Tür öffnete und ausstieg. Er rannte über die Straße zur Einfahrt des Einfamilienhauses schwenkte dann nach rechts zur Haustür. Ein Versuch in einer Fernsehschau vor einigen Jahren hatte gezeigt, dass man – entgegen allen Erwartungen – nicht so nass wird, wenn man normal geht. Durch das Laufen nahm die Kleidung mehr von dem Wasser auf. Aber wie so oft spielt natürlich auch die Psyche eine Rolle und die sagte David, wie jedem anderen Menschen „Lauf, dann bist du schneller im Trockenen!“. Wobei, unter dem zeitlichen Aspekt stimmt es ja sogar.

 

David hatte am Morgen eine Maschine nach Seattle genommen und war nun, durch die Zeitverschiebung vormittags in Seattle gelandet. Da gutes Wetter angekündigt war, hatte er auch nur entsprechende leichte Kleidung dabei. Darüber hinaus hatte er sowieso nicht sehr viel Gepäck bei sich, da er keine lange Reise plante, sondern lediglich einen Kurzbesuch. Bis zur Ankunft in Seattle hatte er sich darüber Gedanken gemacht, ob er wohl irgendwie sein Schwert zurück bekommen könnte. Aber die Aussichten waren nicht sehr gut. Immerhin wurde es von einer Regierungsbehörde konfisziert. Also musste er sich überlegen, woher er ein Neues bekam. Doch bevor er das geklärt hatte, stand sein Besuch bei Sarah an. Sie wusste zwar nichts davon, aber David hatte nach Ben’s Besuch gleich am nächsten Morgen den Flug gebucht. Im Landeanflug dann kam die große Wetterüberraschung, die auch für einen sehr ungemütlichen Landeanflug sorgte. Seit dem ruhte seine Überlegung zu einem neuen Schwert.

Am Flughafen hatte er sich einen Wagen gemietet und sich auf den Weg durch die Stadt zu Sarah Gent gemacht. Er war gespannt darauf wie sie reagieren würde und wie der hoffentlich gemeinsame Tag verlaufen würde. Immerhin hatte er sie das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen. Damals war sie ein kleines Kind, heute 16 Jahre alt.

 

David klopfte an die Tür. Aus dem Haus vernahm er leise Schritte und die Tür wurde geöffnet. Zwei alte und gegen die Altersmüdigkeit ankämpfende Augen begutachteten ihn.

„Guten Tag Mrs. Lupo.“ David reichte der Dame, die ihm geöffnet hatte die Hand. Etwas zögernd ergriff sie diese. Mrs. Lupo wirkte nicht sehr glücklich über diesen Besuch und das lies sie älter aussehen, als sie war. Das fahle Gesicht war etwas zusammengefallen aber ihre Stimme war kräftiger, als David es erwartet hatte.

„Was machen Sie hier?“

„Ich möchte mit Sarah sprechen. Ist sie da?

„Mr. Fox, ich habe Ihnen schon einmal deutlich gesagt, dass das keine gute Idee ist. Ihr geht es im Augenblick so gut. Wir möchten einfach nicht, dass die alten Erinnerungen wieder hochkommen und sie alles noch einmal durchleben muss.“

„Schatz wer ist, da?“ hörte David eine weitere Stimme aus den hinteren Räumlichkeiten ertönen. Auch diese klang deutlich kräftiger und lebendiger, als David erwartet hatte. Mr. Lupo kam durch die Küche in Richtung Eingangstür.

„Mr. Fox, guten Tag“

David begrüßte ihn ebenfalls und reichte ihm die Hand.

„Sie sehen noch genauso aus wie damals. Sie haben sich gut gehalten.“

„Danke, Sir.“, erwiderte David, der härtere Geschützte erwartet hatte.

„Wollen Sie nicht reinkommen? Draußen ist es doch so ungemütlich.“ Für diese Freundlichkeit kassierte Mr. Lupo einen unerfreulichen Blick von seiner Gattin. Sie widersprach allerdings nicht. Als wollte das Wetter David ärgern, hörte es bei Betreten des Hauses auf zu regnen.

„Dankeschön.“, sagte er an Sarahs Großeltern gewandt.

„Können wir Ihnen was zu trinken anbieten?“

„Nein danke Mr. Lupo. Ich bin eigentlich hier um Sarah zu sprechen.“

„Ist etwas passiert?“, fragte der ältere Herr besorgt.

„Nein, nein. Wissen Sie, dass Sie mir jedes Jahr einen Brief geschrieben hat.“

„Ja natürlich.“, erwiderte die Frau, so als sei dies gar nicht anders denkbar. „Und ich war darüber nicht sehr glücklich.“

„Ach Schatz…“, beruhigte sie ihr Mann und packte ihre Hand.

„Sarah offensichtlich schon.“, sagte David ruhig. „Und sie hat sich anscheinend über meine Briefe ebenfalls gefreut.“

„Das hat sie wirklich.“, bestätigte ihr Großvater. „Aber nicht die letzten beiden Jahre.“

„Nein.“, erwiderte David nachdenklich. „Da hat sie keine Briefe von mir bekommen.“

„Sarah war sehr traurig darüber.“ Mrs. Lupo schaute überrascht ihren Mann an.

„Woher willst du das wissen? Sie hat doch nichts gesagt.“ Sarahs Großvater antwortete nicht, aber das war wohl Antwort genug. Offensichtlich hatte sich das Mädchen damit an ihren Großvater gewandt, da er nicht so abweisend bei diesem Thema war. Aber David zog es vor, darauf nicht näher einzugehen. Man musste diese Streitigkeiten nicht auch noch fördern.

„Also,“ fuhr er fort, „ist sie da?“

„Nein, sie ist mit ein paar Freunden Eislaufen. Sie hat gesagt, dass sie erst am späten Nachmittag zurück ist.“

„Wissen Sie, wo sie eislaufen ist?“ David blick wechselte zwischen dem Ehepaar hin und her. Aber da auch Mr. Lupo nun seine Frau ansah, war David klar, dass sie es wusste.

„Ich hoffe, das sie damit keinen Fehler machen Mr. Fox.“, sagte sie mit resignierter Stimme und gab ihm die Adresse.

 

Der Himmel lockerte sich etwas auf und die Sonne brach dann und wann durch die Wolkendecke. David überquerte den kleinen Parkplatz vor der Eishalle. Es war ein verhältnismäßig kleines Gebäude und nicht vergleichbar mit den großen Stadien der NHL Teams. Obwohl Seattle mit Sportmannschaften national gut vertreten, besonders durch die Seattle Supersonics, dem Basketball Team, galt dies jedoch nicht in der NHL.

Die halle machte von außen nicht vie her und auch das Innere war schlicht gehalten. Die Wände waren fahl und ausdruckslos. David kam es sogar ungemütlich vor, obwohl es nicht dreckig war. Die Eishalle machte optisch einfach nichts her. Die Eisfläche war mit einer Bande umgeben. Auf einer der Längsseiten befand en sich tribünenartige Sitzplätze bestehend aus fünf Reihen. Die andere Seite hingegen bot nur Stehplätze. Für Begleiter bzw. Zuschauer war glücklicher wiese kein Eintritt fällig und so begab er sich auf die nur sehr schwach gefüllte Tribüne. Vereinzelt saßen dort Ehepartner, die meist den Partner samt Kind auf dem Eis bewunderten. Der eine oder andere filmte das Geschehen mit einer Videokamera oder machte Fotos.

Im Gegensatz zur Tribüne war die Eisfläche deutlicher stärker gefüllt. Man konnte zwar noch ungestört eine Runden laufen, aber ein wachsames Auge war schon vorteilhaft. Aus an der

Decke angebrachten Lautsprechen ertönten die aktuellen Charts und David lies sich auf einer der Bänke in der vierten Reihe nieder und beobachtete die Männer und Frauen, Kinder und Paare mit den Schlittschuhen und wie glücklich sie alle aussahen. David musste lächeln. Irgendwie kam ihm dieser Ort als der Friedlichste vor, den er seit Ewigkeiten gesehen hatte. Hier herrschte deutlich spürbare Harmonie, zusammengesetzt aus den vielen Menschen und ihrem Lächeln, der Ausgelassenheit, der Musik. Er betrachte die Leute genauer, versuchte Sarah unter ihnen zu erkennen. Das erwies sich als nicht ganz einfach, da die Eisfläche gut gefüllt war. Seine Blicke schweiften umher, erfassten die eine oder andere Person. Er konzentrierte sich auf die Gesichter. Doch Sarah entdeckte er nicht unter ihnen. Er glaubte die gesamte Eisfläche abgesucht zu haben was, relativ war, da die Menschen sich auf dem Eis bewegten. Er überlegte schon was er noch tun konnte und für den Bruchteil einer Sekunde dachte er daran, alles abzublasen. Vielleicht hat Mrs. Lupo recht und ich lasse Sarah besser in Ruhe. Aber er glaubt das nicht wirklich und als ob er für die gedankliche Richtigstellung belohnt werden müsste, entdeckte er eine Gruppe von Mädchen die gemeinsam ihre Bahnen zogen. Es waren fünf Mädchen. Sie hielten sich an den Händen und bildeten eine breite Fläche. Sie hatten sichtlich ihren Spaß. David beobachtete sie weiter und ließ sie nicht wieder aus den Augen. Zwischen den zwei Brünetten und einer Schwarzhaarigen, deren Haare nur knapp unter eine Mütze hervorguckten offenbarte sich David das blonde Haar, dass genauso aussah wie 10 Jahre zuvor. Die Haare reichten den Mädchen bis zur Schulter, wurden aber zu einen Großteil ebenfalls von einer Mütze verdeckt. In der nächsten Kurve erkannte er das bezaubernde Gesicht des Mädchen. Es war Sarah. Sie sah genauso süß aus, wie das sechsjährige Mädchen, das er unter so schrecklichen Umständen kennen gelernt hatte, nur erwachsener. Ein breites Lächeln zog sich über Gesicht, das die Wangen betonte. David wollte und konnte den Blick nicht von ihr lösen. Wegen ihr war er hier. Die Gruppe hatte erneut eine Runde hinter sich und David stand auf, ohne zu wissen warum. Diese Bewegung auf der kleinen Tribüne hatte das blonde Mädchen offensichtlich wahrgenommen. Sie sah David an und lies die beiden Mädchen zur Linken und Rechten los. Mitten auf dem Eis blieb sie stehen. In diesem Augenblick wusste David, das sie ihn erkannt hatte. Wie in Trance kam sie auf die Seite, auf der David saß zugelaufen und passierte damit seitlich die eislaufende Menge. David dachte, dass sie jeden Moment umgefahren werden musste, aber Sarah passte auf. David stieg die an dieser Stelle leeren Sitzreihe hinunter bis zur Bande des Eisfläche. Einen kurzen Augenblick später erreichte auch Sarah die Stelle von der Eis-Seite aus. David musterte sie. Sarah strahlte.

„David, bist du es wirklich?“ fragte sie zögernd. Sie konnte es offensichtlich nicht glauben, das er wirklich vor ihr Stand. David lächelte und wich ihrem freudigen Blick nicht aus.

„Hallo Sarah. Ja, ich bin’s wirklich.“ Er spürte, dass sie kaum an sich halten konnte.

„Hast du Zeit, David? Bliebst du etwas?“

„Ja, darum bin ich hier.“

„Ich….ich zieh mir schnell um, warte hier, geh nicht weg.“

„Keine Sorge, ich gehe nirgendwo hin.“

 

Als Sarah den Umkleidebereich verlies, fiel sie David in die Arme. Sie hatte ihren Freundinnen gesagt, dass sie gehen muss und war dann blitzschnell in der Umkleide verschwunden.

„Ich kann’s nicht glauben, dass du wirklich hier bist. Die Briefe…du hast nicht mehr geantwortet und warst auch sonst nicht zu erreichen. Ich habe mir sorgen gemacht, ich war Sauer und hatte Angst. Angst davor, dass dir etwas passiert sein könnte, Angst davor, dass du vollständig aus meinem Leben verschwunden bist.“

„Sarah, was soll ich sagen? Jetzt bin ich hier, deinetwegen. Ich habe soviel Zeit, wie du möchtest.“ David packte ihre Schultern und schob sie leicht von sich um ihr ins Gesicht zu schauen und zu zeigen, das er das ernst meinte. Er hoffte, dass sein Lächeln dazu beitrug, dass sie ihm glaubte.

Als sie die Eishalle verließen hatte die Sonne nun endgültig die Oberhand gewonnen. Wolken zogen nur noch vereinzelt über ihnen hinweg und David konnte seine Jacke wieder ausziehen.

Sarah blickte David erwartungsvoll an und er wusste das es nun am ihm lag.

„Kennst du hier ein ruhiges Plätzchen?“ Sie nickte und lotste David zum Volunteer Park, eine Grünanlage, angrenzend an einen Friedhof. Der quadratische Park lag in der Capitol Hill Nachbarschaft im östlichen Teil von Seattle, der größten Stadt im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Sie waren zwar eine Weile mit dem Auto unterwegs, aber es hatte sich gelohnt. Ihr Weg führte sie am alten Wasserturm, der sich neben dem Reservoir ebenfalls im grünen Volunteer Park befand vorbei. Obwohl das gute Wetter viele Leute anzog, fanden David und Sarah einen ruhigen Flecken am Wasserreservoir. Sie ließen sich auf einem der offensichtlich sehr schnell getrockneten Rasenstücke, die das eingezäunte Becken umgaben, nieder und er schilderte der 16 Jährigen was in den letzten 20 Monaten passiert war. Dabei blieb er schon so gut es ging oberflächlich, schon alleine, weil er sich selbst den Anblick im Haus von Alexas Eltern nicht wieder vor Augen führen wollte. Sarah verfolgte die Erzählung aufmerksam und begann zu weinen, als David erzählte wie Alexa starb und was danach mit ihm geschah..

„Das tut mehr sehr sehr leid, David. Das musst du mir glauben.“ Sie packte seine Hand und hielt sie feste.

„Ja, danke. Das ist lange her.“

„Ich habe manchmal das Gefühl, es kann nicht lange genug her sein.“, sagte sie unsicher und ihr Blick wanderte Richtung Boden. Sie zog ihre Hand zurück, aber David packte nach ihr.

„Ich weiss, der Schmerz kommt und geht.“

„David, bei mir geht der Schmerz nicht. Ich wache fast jede Nacht auf. Ich sehe meine Schwester und meine Mutter und meinen Vater. Sie schreien fürchterlich und ich kann nichts machen. Ich wünsche mir dann, dass es aufhört. Aber es hört nicht auf. Irgendwann kann ich sie nicht mehr sehen, aber immer noch schreien hören. Es ist das Entsetzlichste, was ich jemals gehört habe. Darüber wache ich dann auf.“

David hörte zu und spürte den Schmerz in ihrer Stimme und in ihrem Blick. Ihre Hand zitterte leicht. Es fiel ihr nicht leicht diese Dinge auszusprechen, das war ihm klar, aber er wusste auch nicht was er sagen oder tun konnte.

„Manchmal meine ich sogar, ihre Stimmen am helligten Tag zu hören. Meine Großmutter glaubt mir nicht. Sie spielt alles herunter und glaubt, das sei die beste Lösung. Einfach alles ausblenden. Aber das kann ich nicht. Ich frag mich immer warum meine Familie? Was haben sie getan? Eine Antwort habe ich darauf nie erhalten. Ich weiß nicht, wohin wir an dem Tag wollten, warum wir dort entlang gefahren sind, warum wir dort, an dieser Kreuzung gehalten haben. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es ein Terroranschlag war. Aber warum wir das Ziel waren, hat mir niemand gesagt. Keiner schien sich dafür zu interessieren und meine Großeltern haben mich später von allem ferngehalten.“ Sarah kämpfte verbissen gegen Tränen an und das Schluchzen in ihrer Stimme war nicht mehr zu unterdrücken.

„Ich denke, sie wollten dich beschützen.“, sagte David so einfühlsam er konnte. „Sie wollten dich von all dem fernhalten, damit du aufwachsen kannst ohne immer wieder damit konfrontiert zu werden, damit du ein normales Leben führen kannst“

„Aber das funktioniert nicht.“, sagte sie aufgebracht und lies den Tränen freien Lauf. „Ich werde damit konfrontiert. Beinahe jeden Tag. Nur selten kann ich das verdrängen.“

„Sarah“ sagte David und nahm sie in den Arm, „Verdängen ist aber keine Lösung.“ Erneut herrschte eine kurze Pause. „Es war kein Terroranschlag. Dein Vater, er hatte mich an dem

Morgen angerufen. Er wollte sich mit mir treffen. Darum war ich an jenem Morgen dort. Darum konnte ich eingreifen, aber leider nicht rechtzeitig.“

„Mein Vater hat dich angerufen?“ Sie löste sich von ihm und blickte ihn mit ihren verweinten Augen fragend an. „Warum hat er dich angerufen?“ fragte sie schluchzend.

„Er wollte sich mit mir treffen und mir irgendetwas anvertrauen. Worum es ging hat er mir am Telefon nicht gesagt. Er hatte Angst. Ich denke er hat euch mitgenommen, damit er direkt mit euch hätte verschwinden können. Leider habe ich nie erfahren, worum es ging, was so wichtig war. Er hatte irgendetwas brisantes herausgefunden. Ich denke er wollte etwas Gutes, etwas Richtiges tun.“

„Warum hat er dich angerufen? Das verstehe ich nicht. Woher kannte er dich?“ fragte sie und David war klar, dass sie die richtigen Fragen stellte, die Fragen, die auch er sich gestellt hatte. Aber er hatte darauf keine Antwort gefunden, damals nicht und heute auch nicht.

„Ich weiß es nicht. Ich habe es nie herausgefunden.“, antworte er. „Aber was immer es war, was er mir erzählen wollte, es war etwas verdammt wichtiges, etwas verdammt Großes. Und es ist noch nicht vorbei, Sarah.“

Aber sie verstand noch immer nicht.

„Was soll das heißen?“

„Die Kerle die Alexa getötet haben, die mich gefoltert haben, wussten irgendetwas. Und sie wollten von mir noch mehr wissen. Es hatte etwas damit zu tun, was dein Vater mir sagen wollte.“

„Aber warum du? Ich denke er hat dir nichts gesagt.“

„Hat er auch nicht, aber das wussten diese Typen offensichtlich nicht. Sie dachten, dass ich Informationen habe. Für sie war das anscheinend sehr wichtig, schließlich haben sie eineinhalb Jahre lang versucht etwas aus mir heraus zubekommen. Eineinhalb Jahre, Sarah. Es muss etwas Gewaltiges sein.“

„Aber wenn du doch nichts wusstest? Dann…..“ Sie beendete den Satz nicht. David war klar, das sie so langsam begriff, was in dieser Zeit mit ihm passiert war.“ Ihr entsetzter Blick suchte David’s. Erneut rannen Tränen aus ihren Augen.

„Mach dir um mich keine Sorgen.“, sagte er. „Ich komm damit klar.“

„Damit kommt niemand so einfach klar. Das kannst du mir nicht erzählen.“, widersprach sie ihm mit schwacher Stimme.

„Ja du hast recht.“, gestand sich David die Tatsache ein, dass Alexa noch nicht aus seinen Träumen verschwunden war und das Wut ihn immer wieder überrumpelte und er stark gegen den unbändigen Hass ankämpfen musste.

 

Das Wetter hatte sich bis zum Nachmittag gehalten und als David erneut vor dem Haus von Sarahs Großeltern vorfuhr, bot sich ihm ein anderes Bild, als noch am Morgen. Die warme Sonne tauchte das Haus nun in ein angenehmes Licht und von dem düsteren Fleck war nichts mehr zu sehen. Als sie ausstiegen öffnete sich auf der anderen Straßenseite bereits die Haustür. Mrs. Lupo verabschiedete gerade eine Nachbarin, als sie Sarah und David sah.

„Kommst du noch mit rein.“ David blickte rüber auf die andere Straßenseite.

„Besser nicht. Ein Besuch hat deiner Großmutter wohl gereicht. Aber wenn du Lust hast, würde ich dich heute Abend zum Essen einladen.“

„Wirklich? Natürlich habe ich Lust.“

„Wie wäre es mit dem Restaurant in der Space Needle? Am besten du speicherst dir schnell meine neue Handy-Nummer ein, dann kannst du dich melden, sollte es nicht klappen.“

Sie tauschten die Nummern aus und verabschiedeten sich. „19 Uhr heute Abend.“, rief David ihr über die Straße hinterher.

„19 Uhr.“, bestätigte Sarah.

Jetzt hatte er noch gute drei Stunden Zeit und machte sich auf den Weg zum Hotel. Eigentlich hätte er heute morgen einchecken sollen, hatte sich aber dann doch dafür entschieden Sarah direkt aufzusuchen. Zum Glück hielt man sein Zimmer dennoch für ihn frei. Um sich zu vergewissern rief er dort an und tatsächlich, sein Zimmer wartete auf ihn.

Aber noch eine ganz andere Sache ging ihm durch den Kopf. Etwas, das er in den letzten Jahren immer wieder gekehrt war und jetzt interessanter war, als jemals zuvor. Was hatte Sean Gent ihm damals mitteilen wollen?

„Verdammt!“, fluchte David vor sich hin. Es muss doch irgendeinen Hinweis geben, irgendetwas womit ich beginnen kann, dachte er. Er lachte leicht auf.

„Verdammt, Ben, du hattest recht. Ich kann das ganze nicht so leicht abschütteln.“

Das Navigationssystem in seinem Auto verriet ihm, dass er sein Ziel fast erreicht hatte, als sein Handy klingelte. Hoffentlich sagt sie jetzt nicht ab, ging es ihm durch den Kopf, als er sein Handy aus der Hosentasche zog. Ein Blick auf das Außendisplay seines Klapphandy verriet ihm, dass es nicht Sarah war, sondern sein Freud Matt.

Mit dem Aufklappen des Handys nahm er das Gespräch entgegen.

„Matt, hallo, wie geht’s.“

„Äh, mir geht’s gut, etwas stressig gerade.“, antworte Matt etwas aus seinem Konzept gebracht. „Hör zu David. Wir haben da etwas gefunden. Ein Logo, ein Symbol, das in den restaurierten Daten von Rod Quint immer wieder auftaucht.“

„Was für ein Symbol?“, fragte David.

„Es sieht aus wie ein Engel mit Flügeln, der gerade seinen Brustkorb aufreist. Allerdings wirkt das ganze sehr Stilvoll, nicht brutal oder ekelig. Schwer zu erklären.“

„Kannst du mir ein Bild schicken, Matt, dann kann ich euch vielleicht helfen?“

„Nicht mehr nötig, wir wissen jetzt woher wir es kennen. Es ist auf mehreren Bildern von dem Anschlag auf den Kongressabgeordneten Gent zu sehen.“

„Und wo?“

„Das wird dir nicht gefallen, David.“

„Was, Matt? Was wird mir nicht gefallen?“

„Es ist der Anhänger von der Kette von Mr. Gents Tochter, Sarah.“

„Was?“ rief David ins Handy und trat auf die Bremse, so dass der Wagen unter Ausnutzung des ABS am Straßenrand zum stehen kam.

„Das ist noch nicht alles, David. Wir überwachen ein paar Leute, die Kontakt zu Quint hatten. Die nutzen zur Kommunikation ein Internet Board. Zehn Minuten, nachdem wir den Anhänger identifiziert hatten, waren entsprechende Hinweise auf dem Board zu finden. Wir haben hier ne undichte Stelle.“

„Argh, Matt das gibt’s doch nicht.“

„Es wurden Agenten zu Gents Tochter geschickt, die sie in Sicherheitsverwahrung nehmen sollen.“

„Das ist doch alles ein schlechter Scherz.“, fluchte David. „Matt, ich bin in Seattle ich habe Sarah gerade besucht und sie vor 20 Minuten zu Hause abgesetzt. Ich fahre selbst hin. Das darf doch alles nicht wahr sein. Ihr solltet schleunigst eure undichte Stelle finden. Meld dich wenn du was hast.“

David fluchte erneut und gab dann gas. Mit quietschenden Reifen wendete er den Wagen und machte sich zurück auf den Weg zu Sarah.
 

 


 

 

 

 
 
   
 
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