Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  1. Begegnungen
 

 

Teil 3 - Rebellion

Kapitel 1: Begegnungen
 

März 1745 - irgendwo in den schottischen Highlands

Ein Blick aus dem Fenster zeigte Duncan, dass das Wetter in Richtung Norden nur noch schlechter werden konnte. Es war zwar schon März, doch noch immer hielt der Winter die Region der nordwestlichen Highlands in seinen Klauen. Überall wo man hinschaute war die Landschaft mit einer dicken Schneedecke überzogen. Gerade jetzt sah der Himmel wieder einmal so aus, als ob es jeden Moment zu schneien anfangen würde, denn dicke graue Wolken zeigten sich am Firmament.

Resigniert drehte er sich vom Fenster weg und zu seinem Freund und Begleiter Kyle Maclean um. Seine Gedanken schweiften ab.
Kyle und er hatte sich vor mehr als 3 Jahren auf einer Reise nach Frankreich kennen gelernt. Genau wie Duncan stammte auch Kyle aus den schottischen Highlands. Sein zu Hause war Glenmhor, ein kleiner Ort an den den Ufer des Loch Coulin. Dieser Ort war das zu Hause des Clans der Macleans. Damit Kyle etwas mehr von der Welt zu sehen bekam, hatte es ihm sein Vater Colin ermöglicht, längere Zeit auf dem europäischen Festland zu verbringen. Kyle und er hatten sich auf dem Weg nach Dover kennen gelernt, als die Mietkutsche, in der beide saßen, in der Nähe von Kingswood von einer Bande von Wegelagerern überfallen worden war. Seite an Seite hatten sie gegen die Banditen gekämpft und letztendlich den Sieg davon getragen. Dies war der Beginn ihrer Freundschaft gewesen. Und nun schickten sie sich an Kyles Heimatort zu besuchen.
Mac - derzeitig wie ein Gentleman in braune Breeches dazu passenden Stiefeln und einem weißen Hemd gekleidet - dachte an Paris und somit an die sorglose Zeit, die er bis vor kurzem dort verbracht hatte. Er dachte an König Louis den XV., der in dieser prunkvollen und wahrhaft eleganten Stadt residierte. Einer Stadt, die voller Glanz war und deren Straßen nur so von Musik erfüllt zu sein schienen. Er erinnerte sich an die schönen Ladys mit ihren weiß gepuderten Haaren, den pompösen Frisuren und den skandalösen Gewändern. Sie waren überall am Hof anzutreffen, und der Großteil von ihnen war amourösen Abenteuern nicht abgeneigt gewesen. Eine typische Eigenart der Leute, die sich am Hof von Versailles aufhielten.
Einem jungen schottischen Edelmann mit einer gut gefüllten Börse, der zudem noch über Charme und Witz verfügte, war es dort nicht weiter schwer gefallen, sich einen Platz in der Gesellschaft zu erobern.
Duncan hatte diese Zeit sehr genossen: Das pralle Leben und den damit verbundenen Müßiggang. Dennoch war er nach einer Weile ruhelos geworden und hatte sich nach einem anderen Betätigungsfeld umgesehen. Er strebte nach höheren Zielen. Und da er schon immer an den politischen Intrigen die sich in Schottland abspielten Interesse gezeigt hatte, hielt er schon seit Jahrzehnten dem Hause der Stuarts, in seinen Augen den rechtmäßigen Herrschern, die absolute Treue. Als mit Charles Edward Stuart ein mutiger und energischer junger Mann, der zudem noch über eine starke Ausstrahlungskraft verfügte, vor etwa zwei Jahren am Hof von Versailles auftauchte, war es Duncan sofort klar gewesen, dass er ihm seine Dienste anbieten würde. Macs Loyalität galt ausschließlich dem schottischen Königshaus, auch deshalb, weil er sich noch gut an die Zeit der ersten Rebellion von 1715 erinnern konnte. Damals war es Charles Edwards Vater gewesen, der versuchte hatte, den schottischen Thron zurück zu erobern. Da Mac zusammen mit Connor an en damaligen Kämpfen teilgenommen hatte, wusste er nur zu gut, was sich nach der Niederschlagung des Aufstandes abgespielt hatte. Ächtungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung gewesen.
Er hasste die Engländer aus ganzem Herzen, insbesondere diese Whigs, die den Deutschen namens George II. aus dem Hause Hannover auf den Thron gesetzt hatten. Deshalb war Duncan gewillt, wenn irgend möglich, dem Prinzen seine ganze Unterstützung zukommen zu lassen. Der Tatendrang und der Ehrgeiz des jungen Charles, vor allem aber sein Elan und sein Vertrauen darauf, dass er auf all das Anspruch erheben konnte, was in seinen Augen sein Geburtsrecht war, hatten Mac dazu bewogen, sich ganz in den Dienst des jungen Pretenders zu stellen. So kam es dazu, dass er im Laufe der Jahre zu einem der engsten Berater und Vertrauten des Prinzen geworden war.

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„Wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in Glenmhor sein wollen, Duncan, sollten wir jetzt langsam aufbrechen.“ sagte Kyle und unterbrach damit Macs Gedankengänge.
„Du hast recht. Wir sollten uns wirklich umgehend auf den Weg machen. Der Himmel sieht zwar nicht Vertrauen erweckend aus, aber ich denke, dass das Wetter nicht besser werden wird. Warum also noch zögern. Machen wir uns auf den Weg.“
Beide legten sich ihre Mäntel, die sie während des Aufenthaltes in dem Gasthaus ausgezogen hatten, wieder um, zogen sich ihre Handschuhe an und gingen dann in Richtung der Stallungen, in der die Pferde untergestellt waren. Zum Schutz gegen die Kälte und den Wind schlugen sowohl Duncan als auch Kyle den Kragen ihres Mantels nach oben.

Sie ritten querfeldein. Dadurch sparten sie sich eine Unmenge an Zeit, die sie in jedem Fall zugesetzt hätten, wenn sie auf den herkömmlichen Wegen gereist wären.
Nach einem etwa zwei Stunden andauernden Ritt brachte Kyle sein Pferd auf einer kleinen Anhöhe zum Stehen. Duncan tat es ihm gleich. Von hier oben bot sich ihnen ein phänomenaler Ausblick. Eingebettet zwischen den umliegenden Bergen und Hügeln war das Tal von Glenmhor zu erkennen, dass selbst jetzt - von Eis und Schnee bedeckt - eine einmalige Schönheit ausstrahlte. Duncan konnte sich gut vorstellen, wie es hier im Frühling und Sommer aussah, wenn alles in saftigem Grün stand und das Tal wieder von dem Lachen und den Stimmen der hier lebenden Mensch erfüllt sein würde. Dieser Platz erinnerte ihn sehr stark an Glenfinnan, seinen Geburtsort, den er seit nunmehr 120 Jahren nicht wiedergesehen hatte.
Duncan verharrte noch einen Augenblick sinnend, bevor er seinem Pferd die Fersen in die Flanken schlug und Kyle folgte, der bereits den schmalen Pfad hinab zum Dorf geritten war.

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Da das Hufgetrappel der Pferde auf dem festgefrorenen vereisten Boden weithin zu hören war, blieb natürlich auch ihre Ankunft nicht unbemerkt. Schon als sich beiden vor dem großen Herrenhaus aus den Sätteln ihrer Pferde schwangen, tauchten an der Tür des Hauses zwei Frauen auf, bei denen es sich augenscheinlich um Kyles Mutter Catherine und eine seiner Schwestern handeln musste.
„Mutter.“ rief Kyle und stürmte, kaum das er vom Pferd gestiegen war, auf die ältere der beiden zu, nahm sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Gleichermaßen verfuhr er mit der Jüngeren, die so etwa um die 20 Jahre zählen dürfte, und die er Duncan wenig später als seine Schwester Fiona vorstellte.
„Es ist schön wieder hier zu sein. Drei Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe euch alle vermisst.“
Ehe Kyle noch etwas anderes sagen konnte, erinnerte Catherine Maclean ihren Sohn daran, dass ja noch jemand war
„Willst du uns einander nicht vorstellen, Kyle?“ fragte sie.
„Entschuldige bitte, Mutter. Das ist Duncan MacLeod ein guter Freund von mir. Duncan, die sind meine Mutter Catherine und meine Schwester Fiona.“ stellte er die beiden Frauen vor.
„Es ist mir Ehre und Vergnügen zugleich, Mistress Maclean, Miss Maclean.“ sagte er und nahm zuerst die Hand der älteren der beiden Maclean-Ladys in die seine, um dieser einen Handkuss aufzuhauchen. Gleichermaßen verfuhr er bei Kyles Schwester Fiona.
„Herzlich Willkommen in Glenmhor, Mister MacLeod. Ich hoffe Sie und Kyle hatten ein angenehme Reise.“
„Die hatten wir Mistress Maclean. Durch den langandauernden Frost war es zwar relativ kalt, aber wir waren ja durch unsere Mäntel gut geschützt. Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es nichts Ungewöhnliches ist, wenn die Winter in den Highlands bis in den April andauern. Ich bin schließlich in Schottland geboren und habe hier auch lange Zeit gelebt.“
„Woher stammen sie. Mister MacLeod?“
„Aus Glenfinnan.“ sagte Mac. Verschwieg allerdings, dass er dort bereits vor über 150 Jahren geboren worden war. Das Phänomen seiner Unsterblichkeit konnte und wollte er den Macleans nicht offenbaren. Selbst Kyle wusste bis heute nichts davon.
„Und nennen Sie mich doch bitte, Duncan.“
„Dann müssen sie mich Katherine nennen. Und ich denke Fiona wäre es auch angenehmer, wenn wir uns hier alle mit Vornamen anreden würden.“
„Sehr gern komme ich diesem Wunsche nach.“

„Wo ist eigentlich Vater?“ fragte Kyle nachdem alle einander vorgestellt worden waren
„Er bereitet alles für eure morgige Abreise nach Dragonheart Castle vor.“ teilte Catherine ihrem Sohn mit. „Alle sind schon ganz gespannt auf die Nachrichten, die ihr aus Frankreich mitgebracht habt. Wird es zum Kampf kommen?“
„Dazu kann dir Duncan später sicher mehr sagen, Mutter. Er ist einer von Charles Beratern. Wenn es etwas zu erzählen gibt, weiß er es. Und nun würde ich vorschlagen, dass wir langsam in Haus gehen, sonst frieren wir hier draußen noch fest. Es wird langsam ungemütlich.“ meinte Kyle.
„Oh. Entschuldigt bitte. Selbstverständlich. Herein mit euch. Ich werde gleich mal in die Küche gehen und für jeden einen Becher Gewürzwein holen, dann könnt ihr euch erst einmal aufwärmen. Und außerdem werde ich nachschauen, ob die Köchin noch etwas zum Essen auftreiben kann. Wie sieht es bei Euch aus, Duncan? Habt Ihr Hunger?“
„Einer kleinen Mahlzeit wäre ich nicht abgeneigt.“

******

Nachdem Duncan und Kyle etwas zu sich genommen hatten, begaben sie sich zu Colin Maclean, Kyles Vater und Oberhaupt des Clans der Maclean.
Duncan erzählte ihm die Neuigkeiten, die er aus Frankreich mitgebracht hatte. Momentan sieht es tatsächlich so aus, als ob sich Charles Edward Stuart anschickt im Sommer nach Schottland zu kommen und dem ihm durch Geburt zustehenden Rang einzunehmen. Er hat die Absicht den schottischen Thron von den Engländer zurückzuerobern, und will sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringeb lassen. Zwar ist nach wie vor mit keinerlei Unterstützung seitens Frankreichs zu rechnen, aber Prinz Charles ist wild entschlossen.“
„Dies sind wirklich gute Nachrichten. Da haben wir doch etwas, was wir den anderen Clanchiefs anbieten können.“ freute sich Colin. „Ich hätte wirklich nie gedacht, dass der junge Charles den Mut aufbringen würde, sich der Sache der Jakobiten anzunehmen.“
„Ich glaube Charles ist genau der richtige Mann dafür. Wenn es jemand schaffen kann, Schottland wieder in die Unabhängigkeit zu führen, dann er.“ sagte Duncan zu Colin. „ Er hat den Ehrgeiz dazu, ist zudem mutig, energisch und voller Tatendrang. Außerdem hat er großes Vertrauen in sich selbst. Er ist der Meinung, dass er auf alles einen Anspruch erheben kann, was in seinen Augen sein Geburtsrecht ist.“
„Die Frage ist, inwieweit die Schotten bereit sind, sich für ihn einzusetzen. Aber das werden wir noch früh genug erfahren. Morgen geht es erst einmal nach Bhealaich zum Treffen mit den anderen Chieftains und dann werden wir weitersehen. Und jetzt Gentlemen sollten wir uns zu Bett begeben. Wir müssen morgen sehr früh los, da es ein recht langer Weg nach Dragonheart Castle ist. Ich wünsche Euch Duncan und auch dir Kyle eine gute Nacht. Wir sehen uns dann morgen.“

© Norina Becker (Mai 2008)

 
 
   
 
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