Rioghachd nan Eilean - Königreich des Lichts
  Teil 1 - Heimkehr
 

Teil 1 - Heimkehr

 
Februar 2003 – Schottland, in der Nähe von Glencoe

 Vor zwei Monaten war ein neues Jahr angebrochen. Duncan MacLeod hielt sich derzeitig in einer kleinen Pension nur wenige Meilen außerhalb von Glencoe gelegen auf. Bereits zu Beginn des neuen Jahres hatte er zusammen mit seinem Freund und Beobachter Joe Dawson alle Arrangements getroffen, damit Connor MacLeods sterbliche Überreste unbemerkt und ohne Schwierigkeiten nach Schottland überführt werden konnten. In einem unbekannten und der Öffentlichkeit nicht zugänglichem Talabschnitt von Glencoe, in dem Connor vor vielen Jahrhunderten mit seiner ersten Frau Heather gelebt hatte, hatte Mac ihn dann neben seiner großen Liebe begraben.
Noch immer konnte er nicht richtig realisieren, was in den Dezembertagen des letzten Jahres in New York passiert war. So, als sei es erst gestern gewesen, erinnerte sich Duncan an die Geschehnisse.Seine Gedanken kehrten zurück zu jenem 23.12., dem Tag, an dem er gezwungen gewesen war, Connor MacLeod zu töten.
Warum er? Warum musste ausgerechnet er es sein, der dem Leben seines Clansbruders und Mentors ein Ende setzen musste? Warum war Connors Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen? Beiden war es wohl bewusst gewesen, dass einer allein es niemals schaffen würde, Kell zu bezwingen. Aber das Connor es ihm mehr oder weniger aufgezwungen hatte, ihm den Kopf zu nehmen… Er konnte es immer noch nicht fassen! Und dann dieses Quickening. Es war stark und schmerzte, und war viel schlimmer als jedes andere, dass er jemals zuvor empfangen hatte. Schon als die ersten Blitze dicht neben ihm in den Boden eingeschlugen und sich die Energie den Weg zu seinem Körper suchte, wusste er, dass er noch nie so sehr unter den Auswirkungen einer Erneuerung gelitten hatte, was möglicherweise aber auch auf seine schlechte seelische Verfassung zurückzuführen gewesen war. Er hatte die Augen bewusst geschlossen gehalten, um nicht auch noch den Anblick von Connors verstümmelten Körper ertragen zu müssen. Ungeweinte hattenTränen hatten in seinen Augen gestanden, während er versuchte den Energiegewalten standzuhalten, die der Empfang des Quickenings seines wohl ältesten Freundes mit sich brachte.

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 Um Abstand von der ganzen Angelegenheit zu gewinnen, hatte sich Duncan entschlossen, vorerst in Schottland zu bleiben.
Das freundliche Ehepaar, in deren Gästehaus er sich zwischenzeitlich eingerichtet hatte, spürte wohl instinktiv, dass ihrem Gast nicht nach Smalltalk zumute war, so dass man ihn in den knapp sieben Wochen in denen er sich hier zwischenzeitlich aufhielt, weites gehend in Ruhe seiner Wege gehen ließ. Duncan hatte die Zeit genutzt, um einmal mehr die nähere Umgebung zu erkunden. Die verschneiten Bergspitzen von Glencoe erinnerten ihn wieder einmal daran, wie schön es hier selbst im Winter sein konnte. Er wünschte, irgend jemand könnte diese Momente mit ihm teilen. 
Doch wer sollte dies sein? Tessa und Richie waren tot, genau wie Kate und Connor. Die einzigen Personen die ihm geblieben waren und die für ihn so etwas wie eine Familie darstellten, waren Methos, Joe und Amanda. 
Von Amanda hatte er schon längere Zeit nichts mehr gehört. Wahrscheinlich genoss sie das Zusammenleben mit Nick, einem Ex-Cop und seit einigen Jahren ebenfalls Unsterblichen.
Methos hielt sich, soweit er richtig informiert war, noch immer in London auf. Nahe der Themse hat er sich ein größeres Anwesen gekauft und sich dort eingerichtet. Letztmalig hatte Duncan ihm Anfang Dezember einen Besuch abgestattet, und dies eigentlich auch nur, um etwas über Connor MacLeods Verbleib in Erfahrung zu bringen. Joe lebte weiter in Paris. Er war im Moment auch der Einzige mit dem er ab und an Kontakt pflegte, auch wenn dies nur telefonisch und ziemlich sporadisch geschah. Was ihn daran erinnerte, dass es mal wieder an der Zeit war, Joe über seinen derzeitigen Verbleib zu informieren.

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 Duncan erhob sich von seinem Platz – einem kleineren Felsvorsprung im Tal von Glencoe – auf dem er sich niedergelassen hatte, um wieder einmal den grandiosen Ausblick auf das Tal zu genießen. Die Ruhe und Stille ringsumher hatten wesentlich dazu beigetragen, dass er inzwischen wieder so etwas ähnliches wie inneren Frieden empfand, und das war etwas, was er seit der Ereignissen in New York nicht mehr erwartet hatte, jemals wieder fühlen zu können.
Er ging langsam durch das Tal in Richtung Straße zurück, bestieg dort seinen gemieteten Jeep Cherokee und fuhr die knapp fünf Meilen zum Ort zurück. Dort begab er sich dann umgehend zur nächsten Telefonzelle, um mit Joe zu telefonieren. Während er darauf wartete das die Verbindung nach Paris zu Stande kam, überlegte er, was er Joe wohl sagen würde, schließlich waren seit ihrem letzten Gespräch gute sechs Wochen vergangen. Doch am anderen Ende nahm niemand ab. Er würde es eben später noch einmal versuchen.

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 Duncan betrat den Gehweg. Da er mit seinen Gedanken ganz woanders weilte, achtete er nicht auf seine Umgebung und stieß prompt mit einer anderen Person zusammen. „Entschuldigen Sie vielmals“, sagte er „ich hoffe es ist Ihnen nichts weiter passiert. Es war eindeutig meine Schuld. Scheinbar war ich für einen Moment abgelenkt. Tut mir wirklich schrecklich leid.“ komplettierte er seine Entschuldigung und wollte gerade der jungen Frau, die sich nach dem Zusammenstoss inmitten ihrer Einkäufe auf dem Boden wiedergefunden hatte, auf die Beine helfen, als er mitbekam, wenn er da vor sich hatte. 
„Rachel?“ stellte Mac mit mehr oder minder großer Verwunderung fest. 
In diesem Moment blickte nun auch die junge Frau zu ihm auf.
 
„Hallo, Duncan MacLeod.“
sagte sie nur. 
„Dein Haar ist zwar kürzer, aber du bist es unverkennbar. Scheinbar sind es immer die merkwürdigsten Umstände unter denen wir uns begegnen. Das letzte Mal als ich dich getroffen habe, warst du gerade dabei, auf der Begräbnisstätte unserer Vorfahren herumzutrampeln. Zumindest machte es damals genau diesen Eindruck auf mich. Ich hielt dich für einen Touristen, der die ihm bekannten Pfade verlassen hatte. Das ich mit meiner Mutmaßung total daneben lag, hat sich ja schon einige Zeit später herausgestellt. Und jetzt rennst du mich hier fast über den Haufen.“
„Ja“, sagte Duncan mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, „an unser erstes Aufeinandertreffen vor einigen Jahren erinnere ich mich ebenfalls sehr gut …“

 

  1995 – Schottland, Glenfinnan

 Anmerkung der Autorin: Diesen Dialog habe ich mehr oder weniger abgeguckt!!!

 Duncan MacLeod war nach einem vierstündigen Flug wohlbehalten auf dem Flughafen in Glasgow angekommen. Am Airport hatte er sich in einen Bus der Scottish City-Link-Gesellschaft gesetzt, der etwa 3 Stunden später in Fort William eingetroffen war. Die restliche Wegstrecke von Fort William nach Glenfinnan, bei der sich dann eigentlich nur noch um einen Katzensprung handelte, hatte er in einem Zug der „West-Highland-Line“ zurückgelegt. Nunmehr befand er sich schon auf halben Weg zu dem kleinen Ort Glenfinnan und damit auch auf dem Weg zu dem Grab seiner Eltern. Den kleinen alten Friedhof erkannte er dann auch sofort wieder. Allerdings sah alles vollkommen verändert aus. Nun gut, das war wohl zu erwarten gewesen. Schließlich war er seit über 370 Jahren nicht mehr hier in Glenfinnan gewesen, und die Zeit blieb halt einmal nicht stehen.
Duncan nahm seinen Rucksack von den Schultern und stellte ihn auf den Boden. Vor den verwitterten Grabsteinen seiner Eltern ging er in die Hocke und sagte: „Mutter. Vater. Bin lang nicht hier gewesen. Schön zu Hause zu sein.“
Gefangen in seinen Erinnerungen bekam er deshalb auch nicht sofort mit, dass sich ihm von hinten eine in ein graues Kostüm gekleidete junge Frau näherte, die ziemlich aufgebracht zu sein schien.
„Entschuldigen Sie! Der Campingplatz liegt weiter unten an der Straße. Da hat man eine bessere Aussicht. Und vor allem ist dort mehr los.“

Duncan der erst jetzt bemerkte, dass er nicht mehr allein war, erhob sich aus seiner hockenden Position und drehte sich dann langsam in Richtung der Stimme. 
Die junge Frau, die ihn aufmerksam musterte und die ganz offensichtlich ziemlich sauer war, schätzte er auf etwa Ende zwanzig bis Anfang dreißig.
„Ich hatte nicht vor hier zu campen.“ teilte Duncan ihr mit.
„Gut.“antwortete die junge Frau und verschränkte die Arme vor ihrem Körper „Sie befinden sich nämlich zufällig auf einer Grabstätte. Ich bin Rachel MacLeod. Und das sind meine Vorfahren auf denen sie da stehen.“
„Oh, meine auch.“ erwiderte Mac. „Ich bin Duncan MacLeod.“ 
Er ging auf Rachel zu und reichte ihr seine Hand zur Begrüßung. Ohne Duncans Geste zur Kenntnis zu nehmen, verweigerte sie ihm ganz einfach den Willkommensgruß. 
„Schon wieder so einer." sagte Rachel mit einem leicht sarkastischen Unterton in der Stimme. „Lassen sie mich raten. Wahrscheinlich wollen sie ihre Highland-Wurzeln finden.“
Duncan, inzwischen leicht genervt von Rachels schroffer und nicht besonders entgegenkommender Art, antwortete ihr ziemlich kurz angebunden: „ Eigentlich habe ich die nie verloren.“
Rachel musterte den Fremden, der sich ihr als Duncan MacLeod vorgestellt hatte skeptisch und zog die Augenbrauen nach oben.
„Sie hören sich auch nicht wie eine Einheimische an.“ konterte Duncan auf ihre vorherige Bemerkung über seine angeblich verloren gegangenen Highland-Wurzeln.
„Das verdanke ich zehn Jahren amerikanischer Schulausbildung. Wollen sie mir nicht verraten, was sie hier wollen?“
„Zu privat für fremde Ohren.“
„Ach ja? Wirklich?“ sagte sie in einem mehr oder weniger ironischen Tonfall.
„Wir beerdigen heute einen unserer Leute. Und dazu brauchen wir keine Touristen.“ 
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und ging davon.
'Eine sehr engergische Frau' dachte Duncan noch, bevor er begann vor sich hin zuschmunzeln und dann leise zu sich selbst sagte: „Willkommen zu Hause!“


 Februar 2003 – Schottland, Glencoe

 Duncan?“ kam es leise von Rachel.
Durch ihre Stimme aufgeschreckt, kehrte Mac wieder in die Gegenwart zurück. „Alles Ok, Rachel. Ich habe gerade an unser erstes Zusammentreffen gedacht. Irgendwie hatte ich damals den Eindruck, dass du mich nicht mochtest. Ich weiß gar nicht wie ich auf solch eine Idee gekommen bin. Weißt du es vielleicht?“ warf er mit einem Lächeln ein.
„Duncan MacLeod musst du mich immer noch damit aufziehen. Ich gebe es ja zu, dass ich mit meiner Annahme bezüglich deiner Person und deinen Absichten von Anfang an verkehrt lag. Aber was wusste ich zu damaligen Zeitpunkt schon von euch Unsterblichen. Du warst eine Legende, Duncan. Eine Legende aus grauer Vorzeit, genauso wie Nessie. Wie oft hörte ich als Kind die Geschichte von Duncan MacLeod, der im Jahr 1622 nach einer tödlichen Verletzung, die er sich während eines Kampfes mit den Campbells zugezogen hatte, wieder auferstand, von seinem Clan geächtet und verbannt wurde, und der angeblich dazu auserkoren war, Kanwulf den Wikinger zu töten. Niemand von uns hier hat diese Geschichte ernst ernstgenommen. …Tja, bis zu den Ereignissen vor acht Jahren, als Kevin MacSween so unerwartet ermordet wurde. Und dann war es genauso, wie es die Legende erzählte: Du hast dein Schwert genommen und Kanwulf getötet. Wärst du nicht gewesen, würden wir womöglich noch heute von diesem Wikinger terrorisiert werden. Ich ärgere mich heute noch über mich selbst, dass ich diesem Typen mehr oder weniger Haus und Hof geöffnet habe.“
gab Rachel zerknirscht von sich. „Der MacLeod-Clan hat dir wirklich sehr viel zu verdanken, Duncan.“
„Ist schon in Ordnung, Rachel. Du konntest es nicht wissen und brauchst dir deshalb auch keine Vorwürfe zu machen. Jedermann wäre auf diesen Wolf im Schafspelz hereingefallen. Wirklich keine schlechte Idee sich als Priester auszugeben. Und dies alles nur um eine Axt wiederzufinden. Meine Hilfe war selbstverständlich und vollkommen uneigennützig. Wie du ja inzwischen weißt, wurde ich dazu erzogen, einen Clan zu führen. Auch wenn dies schon einige Jahrhunderte zurückliegt. Ich konnte wohl schlecht meine eigenen Clansleute vor die Hunde gehen lassen. Und genau das wäre passiert, wenn ich Kanwulf nicht das Handwerk gelegt hätte.“
„Einem Mann mit weniger Ehrgefühl wäre dies egal gewesen“, sagte Rachel. „und das unterscheidet dich halt von anderen und hebt dich aus dem Gros hervor.“
Peinlich berührt von dem eben Gesagten meinte Duncan nur zu ihr: „Lass es gut sein Rachel. Wir sollten jetzt vielleicht lieber deine verstreuten Einkäufe zusammen suchen und sie zu deinem Wagen bringen, denn das du den langen Weg von Glenfinnan ohne entsprechendes Transportmittel gekommen bist, nehme ich nicht an.“

Beide bückten sich nach den in einem Umkreis von knapp einem Meter umherliegenden Sachen und verstauten sie wieder in den beiden großen Papiertüten, welche Rachel bei ihrem Einkauf bekommen hatte. Mac – ganz Gentleman - nahm die Beutel an sich und forderte Rachel durch ein Kopfbewegung auf, ihm den Weg zu ihrem Auto zu zeigen. Beide setzten sich in Bewegung, um in Richtung des Parkplatzes zu gehen. An einem kleinen Geländewagen blieb Rachel stehen und öffnete durch das Betätigen einer Fernbedienung den Kofferraum. Duncan verstaute ihre Einkäufe und schloss dann die Klappe desselbigen. 

******

Was hat dich eigentlich wieder nach Schottland zurückgebracht, Duncan?“ fragte Rachel ganz unvermittelt. „Die Sehnsucht nach deiner alten Heimat? Oder gibt es einen anderen Grund für deine Anwesenheit?“
„Es gab zunächst einen anderen Grund.“ beantwortete Mac ihre Frage. 
„Eigentlich bin ich Anfang Januar nur nach Schottland gekommen, um einem alten Freund seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Dann habe ich mich jedoch kurzerhand entschlossen, länger in Schottland zu bleiben.“
Rachel hob fragend die Augenbrauen. Eine unausgesprochene Frage schwebte in der Luft.
„Ich werde es dir erzählen, Rachel. Aber nicht hier und jetzt.
Wir wäre es stattdessen zunächst einmal, wenn du einem Clansmitglied Unterkunft gewähren würdest. Ich gehe mal davon aus, dass du das „Linue Inn“ immer noch führst. Für mich wird es mal wieder Zeit für einen kleinen Tapetenwechsel. Ich halte mich ohnehin schon viel zu lange an diesem Platz hier auf.“ meinte Duncan und grinste Rachel schelmisch an.
„Von mir aus gern. Du weißt ja wo es zu finden ist. Und für den Beschützer des MacLeod-Clans ist bei mir immer ein Plätzchen frei.“ gab Rachel in dem gleichen scherzhaften Tonfall zurück.
„Gut. Dann werde ich mal meine Sachen aus meiner derzeitigen Bleibe holen. Wir sehen uns dann später, Rachel. Bis dann.“ sagte Duncan und begab sich zu seinem Wagen. 

Duncan fuhr zurück zur Pension, erledigte alle Formalitäten, die mit der Abmeldung verbunden waren und bedankte sich vielmals bei seinen bisherigen Wirtsleuten. Er griff sich seinen Rucksack, an dem auch, das in ein Tuch eingeschlagene Schwert befestigt war, schulterte diesen und verließ - in der rechten Hand noch eine kleine Reisetasche tragend - das Gästehaus, welches ihm in den letzten Wochen als Domizil gedient hatte. Anschließend machte er sich auf den Weg nach Glenfinnan, seinem Geburtsort, welcher von hier etwa eine knappe Autostunde entfernt lag...
 

Ende Teil 1

©  Norina Becker (September 2007)

 
 
 
 
   
 
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